Hemers Frauen erobern die Tabellenspitze in der 2. Bundesliga

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 09.12.2023)

 

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

 

Eigentlich müsste ich das noch 97 mal schreiben. Denn wie schrieb ich gestern im Vorbericht auf das Wochenende?

 

"Krankmeldungen gibt es endlich einmal keine."

 

Da war der Wunsch wohl mehr Vater des GedankenCarmen Voicu-Jagodzinsky war vorgestern leicht angeschlagen. Im Laufe des gestrigen Tages verlor sie dann langsam aber sicher ihre Stimme. Irgendwann wurden dann die beiden vorab eingeteilten Ersatzspielerinnen angerufen, um ihnen vorsichtig beizubringen, dass sie möglicherweise kurzfristig einspringen müssen. Die aber lagen mit Magen-Darm im Bett.

Sollte etwa schon wieder keine komplette Mannschaft an den Start gehen?

Zum Glück war Catriona Dartmann Aubanell für dieses Wochenende überhaupt nicht eingeplant, weil sie morgen in der Jugendbundesliga spielen sollte. Um 22.00 Uhr am Freitagabend war der Zug nach Hagen ab 06.30 Uhr herausgesucht. um 9.35 Uhr stieg Catrina zu Luminita Cosma und Honorata Kucharska ins Auto, um nach Erfurt zu fahren.

Dort trafen wir auf Olena Hess, Elena Trunz und Michelle Trunz, die gerade Platz sechs bei den Jugendweltmeisterschaften erreicht hatte.

Damit hatten wir eine schlagkräftige Mannschaft am Start, aber natürlich mussten alle Spielerinnen ihre Vorbereitung über Bord werfen, weil Carmen an Brett eins gespielt hätte, so dass alle aufrücken mussten.

 

Leider bekam Michelle früh Probleme und musste sich schließlich geschlagen geben. Damit lag Erfurt - wie wir letztes Jahr noch Erstligist - 1-0 vorne. Es war allen Beteiligten klar, dass der Sieger aus diesem Match die Tür zur 1. Bundesliga ganz weit aufstoßen würde, zumal die ebenfalls verlustpunktfreien Hamburgerinnen nicht um den Aufstieg spielen, solange ihre erste Mannschaft nicht sensationell aus der 1. Liga absteigen sollten.

Auch Honorata stand mit dem Rücken zur Wand. An den anderen Brettern standen wir angenehm, aber nicht so, dass sich irgendwo ein klarer Sieg abzeichnete.

Unsere junge polnische Spielerin kämpfte im Sinne der Mannschaft weiter und konnte einen Teil der Spannung aus der Partie nehmen. Nur noch minimal schlechter stehend bot sie Remis an, was angenommen wurde. Jetzt bekam auch Olena ein Remisangebot. Da sich an den anderen drei Brettern langsam erkennbare Vorteile für uns abzeichneten, nahm sie an. Und wenig später glich Luminita mit ihrem dritten Sieg im dritten Spiel aus. Etwas überraschend gewann dann Elena sehr schnell ihre aussichtsreiche Stellung. Da Catriona mittlerweile ein Leichtfigurenendspiel mit Mehrbauern hatte, sah es sehr gut für uns aus. Schneller als erwartet verwertete Catriona ihren Vorteil. Damit hatten wir die Tabellenführung erobert.

 

Catriona wird morgen dann schon wieder am Brett sitzen. In der Jugendbundesliga spielen wir ab 11.00 Uhr gegen Katernberg. Zuschauer sind im Alten Amtshaus herzlich willkommen. Mit Luminita, Honorata und vielleicht auch Carmen haben sich einige unserer Topspielerinnen bereits angekündigt. 

 

Zweiter Sieg im zweiten Spiel für die Frauen

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 19.10.2023)

 

Auch das Sonntagsspiel konnten unsere Frauen gewinnen.

 

Gegnerinnen waren die Frauen aus Mülheim, die schon vor vier Jahren bei unserem ersten Auftritt in der zweiten Bundesliga unser Zweitrundengegner war.

 

Da sie am Samstag auch nur zu fünft angetreten waren, gingen wir davon aus, dass keine Verstärkung mehr nachreisen würde. Erwartunsggemäß ließen sie Brett drei frei, um an Brett zwei eine Weißpartie zu bekommen. Da wir gerade an den hintere Brettern nominell deutlich überlegen waren, gaben wir an Brett eins eine Weißpartie ab.

 

Am zweiten Brett war Carmen Voicu-Jagodzinsky als erste spielende Spielerin fertig. Sie gewann ihre Partie ziemlich glatt. Eva Kulovana konnte an Brett fünf ebenfalls einen entspannten Vormittag verleben. Sie hatte einen stabilen Vorteil, den sie ohne große Aufregungen sicher verwerten konnte.

 

Wer nun aber mit einem leichten Sieg gerechnet hatte, sah sich getäuscht. Beim Stand von 3-1 mussten sowohl Honorata Kucharska als auch Catriona Dartmann Aubanell kämpfen. Während Honorata ein kritisches Mittelspiel überlebt hatte und im Turmendspiel gute Remischancen haben sollte, stand Catriona objektiv auf Verlust.

 

Und so waren wir alle erleichtert, als Honorata endlich ihr Remis sicher hatte. Catriona hatte inzwischen eine sehr witzige Pattidee im Endspiel mit mehreren Bauern auf beiden Seiten entdeckt. Objektiv sollte die zwar nicht funktionieren, aber ihre Gegnerin erkannte nicht, dass sie einfach mit dem König hin und her ziehen musste, so dass sie später an Catrionas Bauern am Damenflügel vorbeiziehen könnte. Zwar hätten dann beide eine Dame bekommen, aber Catriona wäre mattgesetzt worden.

So rettete sie einen halben Punkt.

 

Und wieder stand ein 4-2 für uns auf dem Spielberichtsbogen.

 

Zum Glück können wir an den nächsten Spielwochenenden personell aus dem Vollen schöpfen - so zumindest der Stand heute.

 

 

https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=fb22


 


Das Glück kehrt zurück!

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 16.10.2023)

 

Am Samstag ging es für unsere Frauenmannschaft nach Erfurt, wo der Auftakt der Zweitligasaison auf dem Spielplan stand.

Und schon wieder schien sich alles gegen die Hemeraner Auswahl verschworen zu haben.

 

Rückblende!

 

Wir schreiben den 14.10.2022:

 

Carmen Voicu-Jagodzinsky reist aus dringenden privaten Gründen nach Rumänien. Elena Trunz meldet sich krank für das Spiel am nächsten Tag ab.

Dieses Spiel sollte uns in Solingen gegen einen der Hauptkonkurrenten im Abstiegskampf, den FC Bayern München führen.

Am Ende des Tages stand ein 1-5 und eine vom Arzt zur sofortigen Abreise gezwungene Kathrin Sewald auf dem Papier.

Um es vorwegzunehmen: wir sollten uns von diesem Wochenende nicht mehr erholen. Kurzfristige Ausfälle, permanente Terminüberschneidungen mit rumänischen Turnieren, zwei weitere Spiele zu fünft, ein gewonnen scheinender Kampf gegen Hamburg, der noch verloren ging...

Was schief gehen konnte, ging schief.

 

Freitag, der 13. Oktober 2023:

Vielleicht wäre der Rückzug der Frauenmannschaft keine schlechte Idee gewesen. Das ging mir in den Wochen vor dem Spiel schon durch den Kopf, aber wurde mir nun immer klarer.

 

Dass man manchmal keine Wahl hat und einem auch in Liga 2 die nicht gerade um die Ecke liegenden Erfurterinnen als Reisepartner zugeteilt werden, kann passieren. Warum es gegen die einzigen NRW-Vereine aber ein Spiel in Erfurt gibt, ist mir bis jetzt unklar. Eine Terminkollision mit den Herbstferien ist auch nicht optimal, wenn man viele Jugendspielerinnen im Kader hat.

Am Ende hatten wir nur fünf Spielerinnen, die spielen konnten. Aber das waren immerhin fünf sehr erfahrene Spielerinnen:

Nationalmannschaftsrückkehrerin Carmen Voicu-Jagodzinsky, die langjährige rumänische Nationalspielerin Großmeisterin Luminita Cosma, die polnische Nachwuchsspielerin Honorata Kucharska, die tschechische Großmeisterin Eva Kulovana und unsere Jugendspielrin Catriona Dartmann Aubanell, die schon viele wichtige Siege in der Bundesliga erzielen konnte.

 

Als sich dann aber am Freitag in Teilemn der Mannschaft und Mannschfatsführung ein Magen-Darm-Infekt breit machte, wurde es langsam kritisch. Kein weiterer Ausfall war verkraftbar.

 

Irgendwie schafften wir es nach Erfurt. Bei dieser Gelegenheit muss ich darauf hinweisen, dass Erfurt ein ziemlich teures Pflaster ist. Für einen Verein mit äußerst geringem Budget ist das ein weiteres Problem. Irgendwann fand ich dieses Appartement hier, das ich für einen Ausflug nach Erfurt nur empfehlen kann: https://www.bohnapartments.de/de/apartment/BohnApartmentsSdpark-NheSteigerwaldstadion-Parkplatz-WLAN-Netflix-Vollausstattung/1676338

Endlich mal ein Vorteil, dass wir nur fünf Spielerinnen und ein Mannschaftskapitän waren.

Die üblichen Probleme bei der Deutschen Bahn (was soll man machen, wir haben eben Herbst) konnten Catriona nichts anhaben. Diverse Probleme beim Umsteigen konnten nicht verhindern, dass sie es knapp zum Spiel schaffte.

 

Das Spiel gegen den nicht zu unterschätzenden Aufsteiger aus Sterkrade begann dann mit einer kampflosen Niederlage. Und Carmen stand früh kritisch. Irgendwann verpasste ihre Gegnerin aber den Weg zu klarem Vorteil, Carmen glich aus und wollte ihr Glück nicht überstrapazieren. Remis und 0,5-1,5.

Es war Catriona, die nach zahlreichen Bundesligagewinnpartien endlich auch ihren ersten Zweitligasieg schaffte: 1,5-1,5.

Eva riskierte nichts und fügte sich in die Punkteteilung, so dass es 2-2 stand.

Honorata und Luminita gewannen dann, so dass wir couragiert kämpfende Sterkraderinnen mit 4-2 besiegen konnten.

Danach suchten wir erstmal die Notdienstapotheke für die nächste angeschlagene Spielerin auf.

 

Danach gingen wir essen und suchten unser Quartier auf.

 

To be continued...

 

 

 

https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=fb22


 

Die zentrale Endrunde der Frauenbundesliga - Teil 1

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 05.05.2023)

 

Knapp eine Woche nach der Bundesligaendrunde in Bad Königshofen, die mit dem Abstieg aus der höchsten Deutschen Spielklasse und besten Liga der Welt endete, ist es Zeit für einen vertieften Rückblick.

 

Die Ausgangslage vor dem letzten langen Wochenende war klar. In Anbetracht der Tatsache, dass der Letztrundengegner aus Bad Königshofen vermutlich selbst in eigener Bestbesetzung nicht zu schlagen sein würde, müssten vier Punkte aus den Spielen gegen Solingen und Erfurt geholt werden.

Aber selbst dann müssten alle gegnerischen Ergebnisse passen.

Da zeitgleich mit der Endrunde zum wiederholten Male in dieser Saison in Rumänien ein hochkarätiges Ereignis stattfand wurde - auch mit Blick auf die schlechte finanzielle Ausstattung - darauf verzichtet, zu große Reisekosten zu investieren. Stattdessen sollten noch einmal verdiente und jüngere Spielerinnen ihre Chance erhalten.

Mit nur sechs Spielerinnen wurde die Reise angetreten.

An Brett eins sollte Carmen Voicu-Jagodzinsky das Wochenende bestreiten. Zu dieser Spielerin ist nicht mehr viel zu sagen. Die Jugendarbeit im Verein ist mit ihr ebenso untrennbar verbunden wie zahlreiche Aufstiege im offenen Spielbetrieb und vor allem bei den Frauen. Bundesligaschach ohne sie wäre in Hemer undenkbar gewesen.

An Brett zwei bekam Honorata Kucharska drei Partien. Die 20-jährige Polin hatte im Rahmen der Sparkassen Chess Trophy Kontakt zu mir aufgenommen und war neu im Bundesligateam. Die Informatikstudentin hatte gerade ihre erste WGM-Norm erspielt. Menschlich wie schachlich ist sie eine große Bereicherung für unseren Verein.

Dass Olena Hess so viele Spiele für uns macht und dann auch noch so hoch, war zwei Tage vor Meldeschluss nicht absehbar. Sie ist eine routinierte WIM und war Bestandteil der siegreichen NRW-Auswahl bei den Deutschen Frauenländermeisterschaften in Braunfels 2022. Carmen wollte sie unbedingt im Team haben.  Und auch sie war schachlich wie menschlich ein Riesengewinn für uns.

Brett vier nahm Dr. Elena Trunz ein. Vor über 20 Jahren war sie schon einmal Gastspielerin in unserer U20 und gewann dort alle Partien. Über ihre Töchter (zu Michelle gleich mehr) fand sie wieder zum Schach. Krankheitsbedingt musste sie am ersten Spieltag passen. Die Geschichte des Abstiegs wird eng mit diesem unglücklichen ersten Spieltag verbunden sein.

Endlich debütierte sie für uns.

Am fünften Brett spielte unsere Abstiegskampfspezialistin Catriona Dartmann Aubanell. Wenn es jemals jemanden gab, der als Reservespielerin der Ersatzspielerin in eine Saison gestartet ist, sich dann ins Team gespielt hat und nicht mehr wegzudenken ist, dann ist es Catriona. Die Saison 2021/22 war vermutlich die bisherige Saison ihres Lebens. Heute ist sie Leistungsträgerin.

Und an Brett sechs kam Michelle Trunz, unser 14-jähriges Nesthäkchen zum Einsatz. Sie sollte diese Saison nur ganz vorsichtige Erfahrungen sammeln. Aber am Ende sollte sie sieben Partien bestritten haben.

 

Wir reisten erst am Spieltag an (die Finanzne s.o.). Und gegen Solingen stand direkt ein vorentscheidendes Duell an.

Aber was uns in Bad Königshofen vor dem Spiel erwartete, war beeindruckend. Ich nehme es vorweg: Das was die Gastgeberinnen aus Bad Königshofen um Jürgen Müller vorbereitet hatte, war beeindruckend. Eine bessere Veranstaltung als an diesem Wochenende habe ich nicht erlebt. Jürgen Müller hat zurecht die Leistung seines Teams betont. Würde ich die Namen seiner Helfer und Helferinnen kennen, würde ich sie alle hier aufzählen. Bad Königshofen hat von der ersten bis zur letzten Sekunde gezeigt, wie man eine solche Veranstaltung organisiert.

 

Wer nun wissen will, wie es uns gegen Solingen erging, muss bis zum zweiten Teil warten.

 

 

 


Die zentrale Endrunde der Frauenbundesliga - Teil 2: Hemer-Solingen

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 06.05.2023)

 

Die erste von drei Runden führte uns gegen unsere Reisepartnerinnen aus Solingen.

Solingen wollte in diesem Spiel alle noch theoretisch bestehenden Abstiegssorgen beerdigen, wäre ansonsten doch nach einer durchaus einzukalkulierenden Niederlage gegen Bad Königshofen plötzlich ein Abstiegsendspiel gegen Erfurt möglich gewesen. Trotz klarer Elovorteile will man so etwas natürlich lieber vermeiden.

Und so trat Solingen erstmals mit den ersten sechs Brettern an.

 

Der Kampf begann gar nicht schlecht für uns. An Brett zwei hatte Honorata Kucharska leichte Vorteile aus der Eröffnung. An allen anderen Brettern stand es ziemlich ausgeglichen.

Irgendwann geriet leider Michelle Trunz etwas ins Hintertreffen. Das schnelle Remis von Olena Hess mit Schwarz war völlig in Ordnung. Das Remisangebot von Honorata geschah eher aus psychologischen Gründen, erwartete unsere Gegnerin doch die Ablehnung. Aber natürlich kann man ein Remisangebot auch einfach annehmen, und genau das tat ihre Gegnerin.

 

Elena Trunz und Carmen Voicu-Jagodzinsky standen beide sehr bequem. Elena stand sogar etwas besser. Aber in dem Moment, als Carmen mit einem Gegenstoß im Zentrum sogar mit Schwarz das etwas bessere Spiel erlangen konnte, machte sie den einzigen Fehler in ihrer Partie und geriet gegen die ehemalige Weltranglistenelfte Inna Gaponnenko in entscheidenden Nachteil.

 

Und so stand es irgendwann 1,5-3,5. Damit war das Match entschieden und der Abstiegskampf auch.

 

Heldenhaft verteidigte sich Michelle Trunz, die in der längsten Partie des Tages schließlich ein Remis erzielte.

 

Und so hieß es Glückwunsch an Solingen zum Klassenerhalt. Das Abendessen mit allen Mannschaften entschädigte ein wenig für die nunmehr endgültig misslungene Saison.

 

Ziel für die letzten beiden Runden war es, sich bestmöglich aus der Bundesliga zu verabschieden.

 
 

Die zentrale Endrunde der Frauenbundesliga - Teil 3: Erfurt-Hemer

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 12.05.2023)

 

Unverändert traten wir gegen den Tabellenletzten aus Erfurt an.

Hier sollte es noch einmal zwei Punkte geben, um zumindest Platz 10 zu erreichen, der bei einem Rückzug eines Bundesligisten noch für den Klassenerhalt reichen sollte.

 

Und von Beginn an machte Hemer an allen Brettern Druck.

Carmen Voicu-Jagodzinsky, die bislang äußerst unglücklich agiert hatte und vor der Partie sichtlich nervös war, verbauchte für die ersten 20 Züge praktisch keine Zeit, schnürte ihre Gegnerin auf den letzten beiden Reihen ein und suchte die schnelle Entscheidung.

Auch Olena Hess und Michelle Trunz machten von Beginn an Druck.

Druck machte zwar auch Catriona Dartmann Aubanell, aber irgendwie blieb ihre Stellung gefährlich.

 

Die Geschichte dieses Spiels künstlich in die Länge zu ziehen, ergäbe wenig Sinn. Olena, Michelle und Carmen gewannen schließlich souverän. Elena Trunz, die einen Gewinn ausgelassen hatte, spielte Remis. Leider veropferte sich Catriona, so dass es 3,5-1,5 stand. Bei Honorata Kucharska dauerte es dann noch eine Weile, ehe sie ihren Vorteil zum 4,5-1,5 verwertete.

 

Nach dem Sieg stand ein weiteres gemeinsames Abendessen im Kreis aller Mannschaften statt. Bestens gelaunt war dabei natürlich Schwäbisch-Hall, das Baden-Baden geschlagen und sich vorzeitig den Titel gesichert hatte.

Wir stellten fest, dass es sogar noch eine theoretische Chance auf den Klassenerhalt gab. Allerdings mussten wir bei einer durchaus erwartbaren Niederlage von Leipzig nicht nur das Kunststück vollbringen, die Gastgeberinnen aus Bad Königshofen zu besiegen, sondern bei dieser Herkulesaufgabe auch noch fünf Brettpunkte gutmachen. Also bei einem überaus unwahrscheinlichen 0-6 von Leipzig hätten wir 5-1 gegen Bad Königshofen gewinnen müssen.

 

Wir näherten uns also dem wohl vorerst letzten Bundesligaspiel.

 


Stehaufmädchen

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 15.11.2022)

 

Wenn mich jemals ein Kampf hat altern lassen, dann war es das Spiel zwischen unseren Frauen und Leipzig in der vierten Runde. Die Floskel, dass etwas nichts für schwache Nerven ist, war selten so passend wie am Sonntag.

 

Nach dem Sieg gegen Rodewisch war die Stimmung bestens. Und nicht nur der Sieg in der Vorsaison, sondern auch die Elovorteile an den Brettern zwei bis fünf ließen uns optimistisch ins Spiel gehen.

Allerdings muss man festhalten, dass Leipzig hervorragend aus den Startlöchern gekommen ist. Ein Sieg und zwei Unentschieden (unter anderem gegen Königshofen!) hatten schon einen kleinen Abstand zu den Abstiegsplätzen wachsen lassen.
 

Ein Teil meines Optimismus beruhte auch darauf, dass wir an Brett sechs zwar leichte Elonachteile hatten. Aber mit dem Sieg gegen Anita Just hatte Catriona Dartmann Aubanell in der Vorsaison maßgeblich zu ihrem Ruf als Abstiegskampfspezialistin beigetragen. Natürlich ist so etwas nicht beliebig wiederholbar, aber ein solides Weißremis hätte mir schon gereicht.

Das solide Remis erzielte dann Lara Schulze an Brett eins. Sie hatte Schwarz. Ihre Gegnerin trug den IM-Titel.
Alles verlief nach Plan. 
Doch dann verschlechterte sich Catrionas Stellung rapide.

Allerdings hatten Luminita Cosma eine sehr angenehme Stellung. Gleiches galt für Eva Kulovana.

Unklar sah es sowohl bei Carmen Voicu-Jagodzinsky als auch bei Honorata Kucharska aus.

 

Catriona hatte ihrer Gegnerin nicht mehr viel entgegenzusetzen und verlor ihre Partie am Ende klar. Trotzdem war es wieder ein starkes Wochenende von unserer Jugendspielerin, die einmal mehr im Abstiegskampf überzeugt hatte.

 

Als die Zeitnot sich anbahnte, ruhte die Aufmerksamkeit vor allem auf Carmens Brett. Ich konnte die Stellung überhaupt nicht einschätzen und fand alles sehr kritisch, weil Carmen einen gefährlich aussehenden gegnerischen Freibauern bis d6 laufen ließ. Doch objektiv hatte Carmen wohl eine Glanzpartie gespielt und schickte sich nun an, den entscheidenden Schlussangriff einzuleiten. Doch in hochgradiger Zeitnot griff unsere elostärkste Spielerin daneben und vergab nicht nur ihren Vorteil, sondern stand völlig auf Verlust.

Vielleicht kam der Einsatz zu früh, aber unabhängig vom Pech in der Partie schien ihr das Zusammensein mit der Mannschaft gut zu tun.

 

Zurück zum Spiel. Aus einem gut laufenden Match war eine schier unlösbare Aufgabe geworden.

Eva stand zwar besser und sollte gegen eine nominell unterlegene Gegnerin irgendwann den vollen Punkt einfahren. Aber Luminita hatte zwar einen Bauern gewinnen können, allerdings zeichnete sich ab, dass das Läuferendspiel ungewinnbar war, weil ihre Gegnerin alle Einbruchsfelder unter Kontrolle hatte.

 

Die Augen richteten sich nun auf das Brett unsere Neuzugangs Honorata Kucharska.

Die 20-jährige Polin spielte wie am Vortag eine interessante Partie. Mir war nicht klar, ob sie besser stand.

Und auch sie befand sich in Zeitnot, die sie aber mit einem Mehrbauern überstand. Allerdings waren ihre Bauern am Damenflügel schwach.

Was dann geschah, entschädigte aber für alle Strapazen des bisherigen Kampfes. Honorata ignorierte ihre angegriffenen Bauern und brachte ihren Turm auf die siebte Reihe. Und plötzlich wurde klar, dass der gegnerische König auf f6 neben dem eigenen Doppelbauern auf e6 und e5 überhaupt nicht sicher stand. Sowohl ein Matt mit Türmen auf f7 und g7 als auch auf g7 und g6 drohte nun. Und auch der schwarze Läufer, der nun auf e8 zog, um die Felder g6 und f7 zu bewachen, war keine Hilfe mehr, weil unsere Spielerin mit ihrem Springer einfach Turm und Läufer aufgabelte.

Eine tolle Partie von Honorata brachte uns das 1,5-2,5.

Luminita fügte sich jetzt ins Remis, so dass nur noch Eva ihren Vorteil verwerten musste.

Und trotz knapper Zeit ließ die tschechische Großmeisterin, die zusammen mit Carmen schon so viele Schlachten für den SK Großlehna in der ersten und zweiten Bundesliga geschlagen hatte und möglicherweise dort die erfolgreichste Spielerin der Bundesligageschichte war, nichts mehr anbrennen. Trotz knapper Zeit erzwang sie mit präzisen Zügen die gegnerische Aufgabe.

 

Mit dem 3-3 verbesserten wir uns auf Platz acht.

 

Wie geht es weiter: Als nächstes werfen wir noch einen Blick auf Catrionas Gewinn vom Samstag und lüften das Geheimnis, warum Catriona eine Tasse und einen Teller am Wochenende spazieren führte.

 

 

Ein Lebenszeichen im Abstiegskampf

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 14.11.2022)

 

Nach dem katastrophalen ersten Wochenende, an dem wir lediglich einen Brettpunkt erzielen konnten und erstmals auf dem letzten Platz in der Bundesliga standen, führte uns die Reise am zweiten Wochenende nach Rodewisch.

 

Dieses Mal musste bei der Aufstellung nicht improvisiert werden.

Carmen Voicu-Jagodzinsky meldete sich einsatzbereit. Sie hätte auch noch weiter pausieren können, wollte aber spielen. Auch wenn sie selbst etwas unglücklich agierte (dazu später), war es für die anderen Spielerinnen ein klares Signal, dass wir trotz schwieriger Ausgangslage weiter das Ziel Klassenerhalt anpeilen.

 

Erstmals in dieser Saison stand uns auch die Deutsche Meisterin Lara Schulze zur Verfügung, die in dieser Saison am ersten Brett spielt.

Ihr Debüt in der Bundesliga und für Hemer stand für Honorata Kucharska aus Polen an.

Unsere Jugendspielerin Catriona Dartmann Aubanell war von Anfang an fest für Brett sechs eingeplant, da sie in der vergangenen Saison gerade in den engen Spielen im Abstiegskampf mit 3/3 überzeugt hatte.

Die routinierten Großmeisterinnen Luminita Cosma und Eva Kulovana sollten den jungen Spielerinnen die nötige Sicherheit geben.

 

Ein Teil der Mannschaft reiste am Freitag erst bis Leipzig, um dann am Samstagmorgen nach getaner Vorbereitung bis Lengenfeld, wo wir übernachteten, weiterzufahren.

Dort trafen wir Lara und später am Spielort Honorata.

 

Auftaktgegner am Samstag war die Gastgebermannschaft aus Rodewisch. Diese waren mit nur einem Punkt gegen Aufsteiger Erfurt ähnlich schlecht in die Saison gestartet wie wir. Offenbar sollten gegen Hemer und unsere Reisepartnerinnen aus Solingen unbedingt Punkte erzielt werden, so dass Rodewisch mit einer sehr starken Aufstellung an die Bretter ging und insbesondere am letzten Brett deutliche Elovorteile aufwies. Insgesamt sassen eine IM, zwei WGM und drei WIM gegenüber.

 

Allerdings hatten wir unseren Klassenerhalt in der vergangenen Saison gegen Rodewisch mit einem Sieg gesichert.

Und in Anbetracht unserer Tabellensituation war verlieren ohnehin verboten.

 

Um es vorwegzunehmen: das Match war von Anfang bis Ende extrem spannend. Jede einzelne Partie war umkämpft.

Am besten entwickelte sich die Lage im Duell der beiden Kaderspielerinnen Lara Schulze und Fiona Sieber für uns. Lara setzte Fiona von Beginn an unter Druck.

Am zweiten Brett war Luminita sehr schnell unterwegs, spielte in kurzer Zeit fast 20 Züge in einer theoretischen Variante und strebte ein Endspiel an, das eine hohe Remiswahrscheinlichkeit aufwies.

 

Carmen war erkennbar und nachvollziehbarerweise nicht in Bestform. Zwischendurch drohte ihre Partie, eine ungünstige Richtung einzunehmen. Aber unsere Spielerin kämpfte.

Völlig undurchschaubar war für mich Honoratas Partie. Objektiv hatte sie wohl in einer Modevariante Vorteil, aber irgendwie sah das alles sehr gefährlich aus.

Hingegen schien Eva an Brett fünf besser zu stehen.

Catriona wehrte sich mit Schwarz tapfer, nachdem wir morgens bei der Vorbereitung so ziemlich jede mögliche gegnerische Spielerin kurz angesehen hatten, dabei 1.d4 und 1.e4 ansehen mussten und ich auf ihren Hinweis, dass noch eine Spielerin 1.c4 spielt, mit der Bemerkung abbrach, dass die wohl höher als Brett sechs spielen würde. Tat sie natürlich nicht.

 

Und dann stand es plötzlich 1-2 gegen uns. Honorata gelang es nicht, die gegnerischen Drohungen abzuwehren, so dass sie aufgeben musste. Luminita und Carmen hatten Remis gespielt.

Zum Glück hatte Lara Material gewonnen und schickte sich an, den Kampf wieder auszugleichen.

Jetzt hing das Schicksal an den beiden hinteren Brettern.

Aber irgendwie war Eva die Stellung entglitten. Mittlerweile befand sie sich in der Defensive.

Was machte Catriona? Gegen eine erfahren WIM hatte sie nicht nur alle Drohungen abgewehrt, sondern mittlerweile einen Bauern gewonnen. Sollte sie etwa schon wieder in einem entscheidenden Spiel gewinnen können?

Die nächsten Stunden gehörten zu den spannendsten in der bisherigen Bundesligageschichte des Vereins (ich ahnte nicht, dass es am nächsten tag noch schlimmer werden sollte). Eva verteidigte sich zäh und setzte bei Minusmaterial auf einen eigenen Freibauern. Dieser erschien ihrer Gegnerin irgendwann so gefährlich, dass sie eine Zugwiederholung anbot. Mit Blick auf Catrionas Stellung nahm Eva das Remis.

Catriona gewann wenig später eine Figur im tausch gegen ihren gefährlichen Freibauern auf f2. Allerdings hatte auch ihre Gegnerin mittlerweile einen Freibauern auf h6.

 

Wie schon letzte Saison gegen Leipzig beeindruckte mich erneut die Präzision unserer Jüngsten, die bei knapper Bedenkzeit den genauesten Weg zur Realisierung ihres Vorteils suchte und fand.

Als die Gegnerin aufgab, war der Jubel auf Hemeraner Seite groß.

 

Der Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen war nach einer großartigen kämpferischen Leistung wieder hergestellt.

 

Das Abendessen schmeckte nach diesem Sieg natürlich besonders gut.

 

(Wird fortgesetzt…)

 


Misslungener Bundesligaauftakt für die Frauen

(Ein verspäteter Bericht von Andreas Jagodzinsky, 22.10.2022) 

 

Fast mit einer Woche Verspätung hier nun der Bericht zum Bundesligaauftaktwochenende der Frauenmannschaft in Solingen:

Es war ein Wochenende, das man am liebsten schnell vergessen würde, das aber wohl eher lange im Gedächtnis aller Beteiligten bleiben wird.

 

Die Ausgangslage war klar. Bei unserem neuen Reisepartner Solingen kämpften drei Mannschaften um den Klassenerhalt und mit Schwäbisch-Hall ein Team um den Titel.

Unser Auftaktgegner war der Aufsteiger vom FC Bayern München.

Hier hatten wir uns einiges ausgerechnet und hatten geplant, mit folgender Mannschaft an die Bretter zu gehen:

An Brett 1 sollte Luminita Cosma spielen, die dafür extra die erste Runde des rumänischen Grand-Prix ausfallen ließ und nach der Partie abreisen wollte. An Brett 2 war mit Carmen Voicu-Jagodzinsky die Spielerin eingeplant, die zuletzt bei der rumänischen Superliga mit einer Performance von über 3000 wieder die Elogrenze von 2300 genommen hatte. WGM Eva Kulovana, unser Neuzugang aus Tschechien sollte an Brett 3 antreten. Dahinter war mit WIM Olena Hess ein Neuzugang aus NRW vorgesehen. Alisa Frey und Elena Trunz hätten hinten punkten sollen.

Am Sonntag sollten dann einige Jugendspielerinnen ihre Einsätze bekommen.

 

Der Plan hielt bis Donnerstag. Carmen musste aus dringenden familiären Gründen noch am Freitag nach Rumänien reisen und fiel für das Spiel aus. Am Freitag meldete sich Elena dann krankheitsbedingt ab.

 

Klar war bereits, dass die noch im Kader gemeldeten Spitzenspielerinnen aus verschiedenen Gründen (U20-WM, berufliche Verpflichtungen) nicht zur Verfügung standen. Von den deutschen Spielerinnen waren auch einige nicht in der Lage einzuspringen.

Michelle Trunz Debüt wurde schließlich um einen Tag vorverlegt. Und Kathrin Sewald, die unter fürchterlichen Rückenschmerzen litt, stellte sich unter diesen Umständen in den Dienst der Mannschaft. Sie deutete aber an, dass sie ggf. irgendwann einfach aufgeben werden müsse.

Ihr Einsatz ist wirklich vorbildlich.

 

Das Match verlief dann leider ziemlich gegen uns, wenngleich zwischendurch immer mal wieder Hoffnungs aufflackerte.

Alisa geriet leider früh in ein schlechtes Endspiel. Auch Olenas Stellung erschien mir kritisch, auch wenn sie sehr kreativ einen Gegenangriff suchte. Luminita stand genau wie Eva immer etwas angenehmer, aber einen klaren Weg zum Sieg konnte man nicht erkennen. Ein tolles Debüt gelang Michelle, die zwischendurch deutlich besser stand, aber irgendwann ums Remis kämpfen musste.

Interessanterweise stand vor allem Kathrin plötzlich besser. Sollte sie trotz aller Schmerzen hier einen Punkt holen?

Leider war die Antwort ein "nein". Nach Niederlagen von ihr und Alisa lagen wir ziemlich aussichtslos hinten, zumal Michelle mittlerweile nur noch um den halben Punkt kämpfte. Schließlich verlor auch Olena.

Ich brachte mittlerweile Kathrin ins Krankenhaus.

Als ich zurückgekehrt war, hatte Luminita eine Figur eingestellt und sofort aufgeben können.

Beim Stand von 0-4 gelang dann Michelle der erste halbe Punkt, als die Gegnerin mit Mehrfigur um dieses Remis kämpfen musste.

Eva musste leider trotz mittlerweile zweier Mehrbauern eine Zugwiederholung zulassen, weil die Gegnerin genau rechtzeitig an den König von Eva herangekommen war.

 

Wo nun ein gemeinsames Abendessen auf dem Programm gestanden hätte, war jetzt der Transport von Olena und Eva ins Hotel und die Abreise mit Luminita nach Hemer fällig, da ich nun auch noch die ein oder andere eigene Reiseplanung einleiten musste.

 

Gegen 23.00 Uhr vermeldete Kathrin dann, dass nach diversen Untersuchungen der Arzt eine weitere Partie am Folgetag verboten hatte.

Da ich nun wirklich mit jeder Spielerin in den vergangenen Tagen Kontakt gehabt hatte, wusste ich, dass wir nun gegen Schwäbisch-Hall keine sechs Spielerinnen mehr an die Bretter bekommen würde.

 

Am Ende stand also dort ein 0-6. Wie ich bereits vor Ort zu den Schwäbisch-Haller Mannschaftsführern sagte, war der Kampf quasi eine Wiederholung des letzten Spiels: Hemer tritt nur zu fünft gegen eine überlegene Mannschaft an, Valerija Naumenko, die neben Catriona Dartmann Aubanell neu in die Mannschaft gekommen war, erspielt sich eine Gewinnstellung, die sie dann aber noch verliert und am Ende steht ein 0-6. Als Zuschauer hatte mir der Originalfilm schon wenig Spaß gemacht. Das Remake war auch nicht besser.

 

Nach dem Wochenende steht Hemer damit erstmals auf dem letzten Platz in der Bundesliga und auch erstmals auf einem Abstiegsplatz.

 

Was aber bleibt Positives von dem Wochenende:

 

1. Ein Reisepartner in NRW bedeutet, dass auch eigene Fans zum Spiel anreisen konnten.

2. Die Neuzugänge haben sich sofort in die Mannschaft menschlich bestens eingeführt.

3. Charakterlich stimmt es in der Mannschaft. Hervorzuheben ist an diesem Wochenende Kathrin, die jeden Grund gehabt hätte, das Spiel am Samstag abzusagen.

 

Wollen wir hoffen, dass es in drei Wochen besser wird.

 

 

Carmens Marathonpartie: 131 Züge – neuer Rekord!

(ein Beitrag von Reiner Klüting, 3. 6. 2022)

 

Der letzte Mannschaftskampf der Frauenbundesliga, in dem Valerija Naumenko mit ihrem grandiosen Sieg den entscheidenden Punkt für den Klassenerhalt holte, präsentierte mit der allerletzten Partie der Saison zwischen WGM Melanie Lubbe und WGM Carmen Voicu-Jagodzinsky einen weiteren Höhepunkt.

Carmen, die neben ihrer großen Spielkunst auch kämpferisch in jedem Mannschaftskampf überzeugt, spielt häufig sehr lange Partien, die sie oft als letzte Spielerin unserer Mannschaft beendet. Daher wundert es mich nicht, dass der Allzeitrekord von Andreas Reinhardt aus dem Jahr 1977 (der erst vor wenigen Monaten durch Alessia Ciolacu eingestellt wurde) von Carmen übertroffen wurde, und zwar um 6 Züge. Die neue Rekordmarke von Carmen liegt nun bei 131 Zügen.

Würden die Zeitbudgets von damals gelten (2,5 Stunden für 50 Zug, danach 1 Stunde für 20 Züge für beide Spieler/innen), hätte Carmens Partie insgesamt 13 Stunden dauern können. Andreas brachte es auf 11,5 Stunden und schaffte dabei das Kunststück, mit dem erheblichen Materialnachteil Turm gegen Dame Remis zu halten. Nach 10,5 Stunden (es war eine sogenannte „Entscheidungsrunde“ ohne Hängepartien) wurden wir Schachspieler damals um 0.30 Uhr aus dem Lokal geworfen, mit der süffisanten Bemerkung des Gastwirtes, wir könnten doch auf dem Bürgersteig weiterspielen.

 Die neue Zeitregelung verhindert solche Vorfälle, schafft aber auch unglaubliche Stresssituationen, wenn irgendwann alle 30 Sekunden ein Zug ausgeführt werden muss, der zudem noch ordnungsgemäß auf dem Partieformular zu notieren ist. Und noch übler wird es, wenn man in dieser Zeitnot auch noch die Züge eines Gegners mit Sehbeeinträchtigung ausführen und dabei in einem komplizierten Turmendspiel mit beiderseitigen Freibauern genau rechnen muss – was mir bei einer eigenen Marathonpartie misslang. Hier versäumte ich es, die Uhr einfach zu stoppen und mir die Hilfsassistenz eines Schiedsrichters zu besorgen.

Auch Carmen hatte wie Andreas Reinhardt die schwierige Aufgabe, nach einer vorherigen Gewinnstellung zu versuchen, gleich 2 (!) aufeinander folgende Damenendspiele mit Bauernminus Remis zu halten. Sowohl im Mittel- als auch im Endspiel gab es recht interessante Verwicklungen und Varianten. Die letzten Minuten der Partie wurden in einem Video festgehalten:

 

www.youtube.com./watch?v=Ji5XgWZMZ-c


Wie Valerija Naumenko Hemer in der Bundesliga hielt

 

Etwa vier Stunden waren gespielt, als ihre eigentlich klar favorisierte Gegnerin Valerija Naumenko die Hand zur Aufgabe reichte. Valerija füllte äußerlich ruhig das Partieformular aus. Nur sehr aufmerksame Beobachter konnten erkennen, dass ihre Hand dabei zitterte. Sie blieb noch kurz am Brett sitzen und stand dann auf.

Bis zu diesem Moment hatte sie nur gewusst, dass sie ihre Partie gewonnen hatte, nicht aber, dass dies der entscheidende Punkt zum 3,5-1,5 war, der Hemer den Klassenerhalt sicherte.

Im wichtigsten Spiel der Saison hatte sie ihren ersten Punkt in der Bundesliga erzielt, obwohl nominell (deutlich) stärkere Spielerinnen im Kader standen. Wie kam es dazu?

 

Rückblende.

 

Vier Tage bei der Bundesligaendrunde sind ein teurer Spaß. Wenn man die Liga halten will, braucht man seine Spitzenspielerinnen, die aber Flugkosten verursachen.

Auf der anderen Seite sind wir keine Profimannschaft, so dass vor allem unsere jungen Spielerinnen ind er stärksten Liga der Welt spielen sollen.

Der Spagat zwischen diesen Extrempositionen erfordert eine gute Planung.

Unsere sah so aus, dass die jungen Spielerinnen Katharina Ricken und Alessia Ciolacu vier Runden durchspielen sollten. Im wichtigen Auftaktspiel gegen Lehrte sollten Luminita Cosma, Carmen Voicu-Jagodzinsky und Iulia Ionica spielen, die auch bis zum Ende vor Ort bleiben sollten aber nur je zwei bis drei Spiele. Alisa Frey war für die ersten zwei Spiele eingeplant und sollte am Donnerstag abreisen. Lisa-Marie Möller war für die Spiele gegen Baden-Baden und Deizisau vorgesehen und sollte dann gemeinsam mit Valerija Naumenko und Catriona Dartmann Aubanell abreisen.

 

Doch nachdem Katharina nicht ganz fit von einem Turnier aus Ungarn wieder gekommen war, musste sie am Mittwochmorgen absagen.

 

Nun war guter Rat gefragt.

Catriona sollte gegen Lehrte spielen. Sie hatte bereits Erfahrung aus wivhtigen Abstiegsspielen und gegen Leipzig und Löberitz gewonnen. Valerija hingegen war noch punktlos und zudem bei ihrer ersten Auswärtsfahrt dabei. Sie sollte sich erstmal an die Atmosphäre gewöhnen und – so der Plan – nach einem Punktgewinn gegen Lehrte ohne ernsthaften Abstiegsdruck dann durchspielen.

 

Aber es kam anders. Wir unterlagen Lehrte und konnten gegen Baden-Baden nichts holen.

Valerija spielte eine ansprechende Partie gegen Iosefine Heinemann, aber verlor letztlich klar.

Vor dem Spiel gegen Deizisau wurde immer klarer, dass wir vermutlich noch etwas holen mussten, um nicht abzusteigen.

Katharina hatte mittlerweile angezeigt, dass sie zur Not nachreisen könnte, wofür wir sehr dankbar waren. Aber manchmal muss man angeschlagene Spielerinnen auch für sich selbst schützen.

 

Es blieb dabei: Valerija sollte die letzte Runde spielen. Allerdings nahmen wir sie für das Spiel gegen Deizisau raus, damit sie sich einen ganzen Tag auf die Partie gegen Rodewisch vorbereiten konnte.

 

Nachdem auch das Spiel gegen Deizisau verloren war, sah es vor der zehnten Runde so aus:

 

 

Wir hatten noch eine Chance auf Punkte gegen Rodewisch. Sollten wir verlieren, würden ein Punkt für Löberitz und zwei für Leipzig den Abstieg bedeuten. Da wir am letzten Spieltag spielfrei waren, war dies nicht auszuschließen, auch wenn Hamburg und Harksheide, die nacheinander gegen unsere Konkurrenten spielen sollten, stärker einzuschätzen sind.

 

Einen Trumpf hatten wir noch in der Hinterhand:

Am Freitagabend um 18.30 Uhr gingen wir zum letzten gemeinsamen Essen vor einem Spiel in dieser Saison: Luminita, Carmen, Iulia, Alessia, Valerija und Lara!

Lara Schulze war von einem erfolgreichen IM-Turnier in Hamburg zu uns gestoßen, um uns im letzten Spiel zu helfen. Lara absolviert ein Schachjahr und hatte bereits vor der Saison gesagt, dass sie vermutlich kaum für Spiele zur Verfügung stehen würde. Da wir einen kompletten Kader für die Saison hatten, aber ein freier Platz noch vorhanden war, meldeten wir Lara.

Leider überschnitten sich dann die Bundesligatermine mit ihren Turnierplänen, so dass es bis zur letzten Runde nicht zu einem Einsatz kam. Als sie auch in ihrer Heimatstadt bei der Endrunde in den ersten drei Runden nicht gesichtet wurde, war es für Rodewisch wohl keine Option, dass Lara plötzlich spielen würde.

 

Auch psychologisch war Laras Eintreffen für unsere Spielerinnen wichtig. Nach drei Niederlagen bei der Endrunde und insgesamt fünf in Folge tat die Fröhlichkeit von Lara, die sie eigentlich immer ausstrahlt aber nach einem guten Turnier natürlich noch mehr, allen Spielerinnen gut.

 

Am Morgen des entscheidenden Spiels saß ich noch mit Valerija zusammen, die nach eigener Aussage kein Gefühl hatte, was der Tag bringen würde.

Ich sagte ihr, dass sie in keiner Variante für den Abstieg der Mannschaft verantwortlich sein könne, aber es unter vielen denkbaren Konstellationen auch eine gebe, in der sie den Klassenerhalt sicherstellt.

 

Und dann gingen die Partien los. Valerija spielte mit Schwarz und bekam erwartungsgemäß Spanisch aufs Brett.

Zu unser aller Überraschung und vor allem zu Valerijas verbrauchte ihre Gegnerin in einer normalen Stellung sehr viel Zeit. Valerija, die sonst regelmäßig in Zeitnot kommt, hatte um den 15. Zug noch eine Stunde und 15 Minuten auf der Uhr, während ihre Gegnerin noch 30 Minuten hatte.

 

Gegen kurz vor 14.00 Uhr überschlugen sich dann die Ereignisse. Lara hatte Remis gespielt. Iulia stand auf Gewinn. Und Valerija hatte eine Qualität gewonnen. Iulia und Valerija hatten nun aber auch Zeitprobleme.

Als Iulia gewann kam Luminita zu mir, die ein Remisangebot erhalten hatte. Sie nahm an. Alessia bot daraufhin ebenfalls Remis an. Als ihre Gegnerin umgehend akzeptiert hatte, stand es 2,5-1,5.

Und dann entschied Valerija mit einigen präzisen Zügen das Match. Einen Zug vorm Matt gab ihre Gegnerin auf.

 

Dass beim Stand von 3,5-1,5 Carmen noch zwei Stunden ein schwieriges Endspiel – letztlich ohne Erfolg – verteidigte, ist eine andere Geschichte, die aber hier nicht mehr hingehört.

 

Valerija hat im fünften Schuljahr bei Carmen in der AG Schach gelernt. 2016 fuhr sie mit ihrer Trainerin und ihren Mannschaftskolleginnen zur DVM U14w, wo sie Platz sieben belegten. Valerija holte das beste Ergebnis. 2017 und 2018 war sie Mitglied in der von mir betreuten U16-Mannschaft bei der DVM. Sie holte jeweils die meisten Punkte der Mannschaft.

2018 wurde sie NRW-Vizemeisterin und qualifizierte sich für die Deutschen Meisterschaften.

2020 wurde sie in der U18w in Willingen Fünfte bei der Deutschen Meisterschaft und verpasste die Bronzemedaille nur um einen halben Punkt, der in der letzten Runde möglich war.

 

Vor einigen Wochen wurde sie mit der Schulmannschaft NRW-Vizemeister bei den Mädchen.

 

 

Aber der Sieg gestern war vermutlich ihr bisher wichtigstes Resultat.


Verstärkung im Abstiegskampf: Lara Schulze debütiert für Hemer

Das Finale der Frauenbundesliga vom 25. bis 29. Mai in Lehrte!

 

Im Abstiegsendspiel gegen Rodwisch hat Hemer eine bemerkenswerte Änderung der Aufstellung vorgenommen.

WIM Lara Schulze gibt ihr Debüt für den SV Hemer und wird an Brett 3 mit den weißen Steinen spielen. Die deutsche Nationalspielerin kommt direkt von einem Turnier in Hamburg, bei dem sie nur knapp die WGM-Norm verpasst hat und bringt der Mannschaft nach zuletzt fünf Niederlagen in Folge nicht nur einen klaren Spielstärkezuwachs, sondern auch neue Hoffnung. Beim gemeinsamen Abendessen konnte man gestern bereits merken, wie gut es allen Spielerinnen tat, dass jemand, der frei vom Ballast der letzten Runden ist und mit Rückenwind von einem erfolgreichen Turnier kommt, der ganzen Mannschaft gut tut.

Herzlich willkommen Lara und viel Glück an die ganze Mannschaft.

 

Ansonsten vertraut der Teamkapitän an den beiden Spitzenbrettern wieder den rumänischen Großmeisterinnen Luminita Cosma und Carmen Voicu-Jagodzinsky und an Brett vier und fünf WIM Alessia Ciolacu und WGM Iulia Ionica. An Brett sechs genießt Hemers Eigengewächs Valerija Naumenko das Vertrauen der ganzen Mannschaft in diesem wichtigen Spiel.

Auch im wichtigsten Saisonspiel wird von dem Konzept, eigene Nachwuchskräfte einzusetzen, nicht abgewichen.

 


  


Standesgemäße Niederlage gegen Baden-Baden

Das Finale der Frauenbundesliga vom 25. bis 29. Mai in Lehrte!

 

Gegen Baden-Baden war erwartungsgemäß nichts zu holen für uns.

Aufgrund der noch ausstehenden wichtigeren Partien für unsere Mannschaft wurde Carmen Voicu-Jagodzinsky und Iulia Ionica, die am Vortag bis nach 23.00 Uhr gespielt hatten, eine Ruhepause gegönnt. Lisa-Marie Möller und Valerija Naumenko rückten dafür in die Mannschaft.

 

Die einzige Siegerin vom Vortag Catriona Dartmann Aubanell hatte einen schlechten Tag erwischt. Auch wenn die Gegnerin natürlich klar favorisiert war, so ärgerte sich Catriona doch über die schnelle Niederlage.
Valerija hatte eigentlich eine ganz gut spielbare Stellung gegen die deutsche Nationalsoielerin Josefine Heinemann erreicht, griff aber zu mutig an und verlor dann doch noch nach weniger als drei Stunden.

Lisa-Marie musste sich als nächste Spielerin geschlagen geben.

 

Alessia Ciolacu gelang eine hervorragende Partie gegen die ehemalige Weltmeisterin Antoaneta Stefanova aus Bulgarien. Die 25. der Weltrangliste verteidigte sich jedoch gut und schaffte ein Remis, was aber einen Erfolg für unnsere jüngste Spielerin darstellte.
Alisa Frey und Luminitae Cosma mussten sich schließlich geschlagen geben, so dass ein standesgemäßes 0,5-5,5 herauskam.

 

Um 10.00 Uhr geht es morgen gegen Deizisau.

 

 

Auch gegen Deizisau war nichts zu holen

Das Finale der Frauenbundesliga vom 25. bis 29. Mai in Lehrte!

 

Leider blieb die Überraschung aus. Gegen Deizisau gab es trotz einer erneut guten kämpferischen Leistung keine Punkte gegen Deizisau. Zwar gerieten Catriona Dartmann Aubanell und Iulia Ionica früh in schwierige Stellungen. Aber die Weißpartien von Luminita Cosma, Alessia Ciolacu und Lisa-Marie Möller sahe vielversprechend aus. Carmen Voicu-Jagodzinsky hatte eine interessante Partie mit Schwarz.

Der Kampf ging verloren, als Lisa-Maries Stellung sich langsam aber stetig verschlechterte, weil die Schwarzpartien an den unteren Brettern mittlerweile hoffnungslos waren.

Beim Stand von 0-3 spielten Luminita Cosma und Alessia Ciolacu Remis.

Besonders bitter war, dass Carmen nach einer gut geführten Partie in beiderseitiger Zeitnot in gedrückter Stellung den Remis weg nicht fand und nach über fünf Stunden noch verlor.
 

Um 10.00 Uhr geht es gleich zum Abschluss gegen Rodewisch. 


Hemer verliert das erste Abstiegsfinale

Das Finale der Frauenbundesliga vom 25. bis 29. Mai in Lehrte!

 

Um kurz nach 23.00 Uhr reichte Carmen Voicu-Jagodzinsky ihrer Gegnerin die Hand zur Aufgabe und besiegelte damit das 2,5-3,5 gegen Lehrte, was einen herben Dämpfer im Abstiegskampf bedeutete.

Vorangegangen waren fünf Stunden bei der zentralen Endrunde, in der unsere Mannschaft zwar kämpferisch überzeugte, aber spielerisch die schwächste Saisonleistung zeigte.

 

Früh standen wir in den Schwarzpartien von Alessia Ciolacu (Brett 3) und Alisa Frey (Brett 5) deutlich schlechter.

Luminita Cosma am Spitzenbrett stand solide.

 

In den Weißpartien hingegen hatten wir keine so großen Vorteile, dass die Lage aus den Schwarzpartien ausgeglichen wurde. Zwar hatte Catriona Dartmann Aubanell am sechsten Brett genau wie Iulia Ionica am vierten Brett optische Vorteile. Carmen Voicu-Jagodzinsky stand an Brett zwei ausgeglichen. Aber während sich die Partien von Alessia und Alisa immer mehr zugunsten der Generinnen entwickelten, plätscherten die Weißpartien so vor sich hin.

 

Irgendwann erhöhte aber immerhin Catriona den Druck so, dass die Gegnerin fehlgriff. Hingegen stand Carmen zwar ausgeglichen, aber die Gegnerin stellte die gefährlicheren Drohungen auf.

 

Irgendwie leistete Alisa so erfolgreich Widerstand, dass sie noch ins Remis entkam, was Alessia leider nicht mehr gelang: 0,5-1,5.

Irgendwann spielten in den anderen vier Begegnungen der Endrunde nur noch vier Spielerinnen, während bei uns noch vier Bretter liefen.

Luminita machte irgendwann Remis und Catriona gewann.

 

Leider stand Carmen mitterweile objektiv auf verlorenem Posten, während Iulia das Remis bei reduziertem Material nicht mehr vermeiden konnte.

 

Mit dem verdienten Sieg kam Lehrte zu seinen ersten Saisonpunkten, was aber möglicherweise aufgrund des Restprogramms zu spät kommt. Wir sind nun wieder mitten im Abstiegskampf und werden uns wohl vor allem mit Löberitz und Leipzig ein Duell zur Vermeidung des Abstiegs liefern.

 

Um 12.00 Uhr geht es heute gegen den haushohen Favoriten aus Baden-Baden weiter.

 

 
 



Von heute an spielt unsere Frauenmannschaft die zentrale Endrunde in Lehrte.

Bei der größten Frauenschachveranstaltung in Deutschland werden zahlreiche Spitzenspielerinnen und ambitionierte Amateure um die deutsche Meisterschaft und den Klassenerhalt in der Bundesliga kämpfen.

Für den Schachverein Hemer geht es um nichts anderes als den Verbleib in der Liga, wobei die Ausgangslage schlechter sein könnte. Mit Kisschess steht ein Absteiger aufgrund eines Rückzugs bereits fest. Mit vier Punkten gegen direkte Abstiegskonkurrenz wurde zudem ein kleines Polster aufgebaut, das aber auch ganz schnell wieder verbraucht sein kann.

Deshalb kommt dem Auftaktspiel gegen unseren Reisepartner und Gastgeber Lehrte um 18.00 Uhr bereits besondere Bedeutung zu. Die Ausgangslage für Lehrte ist dabei klar: Nur ein Sieg gegen uns würde unsere sympathischen Gastgeberinnen davor bewahren, bereits nach der Auftaktrunde dieses Wochenendes als zweiter Absteiger festzustehen. Bei einem Unentschieden dürfte Lehrte uns realistischerweise nicht mehr einholen, weil Lehrte und Hemer noch auf die Spitzenteams aus Baden-Baden und Deizisau treffen. Sollte uns ein Sieg gelingen, würde das auch den Abstand auf Platz 10 ausbauen und wäre mehr als die halbe Miete.

 

Vor einer schier unüberwindbaren Aufgabe stehen wir dann am morgigen Feiertag um 12.00 Uhr, wenn die Übermannschaft aus Baden-Baden, die drei ehemalige Weltmeisterinnen, die deutsche Nr. 1 und weitere aktuelle und ehemalige Nationalspielerinnen und Weltklassespielerinnen im Aufgebot hat. Zwar dürfte Baden-Baden einigen Spielerinnen aus dem Nachwuchs Spielpraxis gegen die schwächeren Mannschaften gewähren. Aber trotzdem ist keine Konstellation vorstellbar, in der wir nicht klarer Außenseiter sind.

 

Nicht viel einfacher wird es am Freitag um 10.00 Uhr, wenn wir gegen Deizisau spielen. Deizisau ist aktuell Tabellendritter.

 

Am Samstag geht es zum Abschluss gegen Rodewisch, wo wir auf einen offenen Kampf hoffen dürfen.

 

Der Deutsche Schachbund wird live über das Wochenende berichten. Alle Partien werden live übertragen und kommentiert. Zudem wird es auch Interviews und Hintergrundberichte geben.

Und vielleicht wird auch Marcus Schmücker zwischendurch mal auf Sendung sein, um über unsere Spieelrinnen zu berichten.

 

Die entsprechenden Links werden wir hier einstellen.

 

Die Berichterstattung beim DSB findet man hier: https://www.schachbund.de/bericht-frauen/frauenbundesliga-vier-titelkandidaten-im-direkten-duell-beim-finale-in-lehrte.html

 

 

Die Partie des Wochenendes!

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 13.04.2022)

 

Nachdem sich die Hemeraner Spielerinnen und einige der zahlreichen Helfer, über die wir an anderer Stelle noch einmal berichten werden, am Samstagabend beim Chinesen erholt hatten, ging es am Sontag gegen den Deutschen Meister aus Bad Königshofen weiter.

Die Titelverteidigerinnen hatten den Meisterschaftspokal mitgebracht und einige ließen es sich nicht nehmen, Bilder vom oder mit dem Pokal zu machen.

Mittlerweile war Catriona Dartmann Aubanell eingetroffen, die an Brett sechs zu ihrem vierten Bundesligaeinsatz kam. Damit rückte Valerija Naumenko an Brett fünf vor.

Die Bretter zwei bis vier waren wie am Vortag mit Alisa Frey, Katharina Ricken und Kathrin Sewald besetzt.

Und am Spitzenbrett nahm erneut Carmen Voicu-Jagodzinsky Platz, die es mit der amtierenden Vizeeuropameisterin Iulija Osmak aus der Ukraine zu tun bekam.

 

http://cloudserver.chessbase.com/MjcxNjAxOTU=/replay.html

 

Um es vorwegzunehmen: in diesem Kampf war noch eher als am Vortag mehr drin.

Zwar hatte Alisa gegen WGM Tatiana Melamed von Beginn an einen schweren Stand und befand sich über einen langen Zeitraum in einer deutlich schlechteren Position,

Aber plötzlich griff ihre routinierte Gegnerin fehl, so dass Alisa plötzlich auf Gewinn stand. Nur noch ein präziser Zug und unsere Spielerin sollte mit einer Figur mehr auf Gewinn stehen. Doch ein unbedachter Leichtfigurentausch funktionierte nicht, so dass Tatiana mattsetzen konnte. Die Chance war vertan.

Wenn diese Partie, die nun als erste beendet war, ungefähr zur gleichen Zeit statt mit dem 0-1 Rückstand mit der 1-0 Führung zuende gegangen wäre, dann wäre hier etwas möglich gewesen.

Katharina Ricken hatte im Laufe ihrer Partie auch Chancen auf den vollen Punkt. Am Ende erzielte sie ein starkes Remis gegen WGM Belenkaya.

 

Ob Catriona, Kathrin oder Valerija ihre Niederlagen hätten vermeiden können, weiß man nicht. Insgesamt setzten sich in diesen Partien die erfahrenen und deutlich elostärkeren Gegnerinnen insgesamt sicher durch.

 

Aber dann gab es noch die beste Hemeraner Partie des Wochenendes, in der unsere beste Spielerin eine Glanzleistung ablieferte.

War sie am Vortag noch chancenlos gewesen, so zeigte sie in der Sonntagspartie gegen die junge Topspielerin aus Kiew, die sicher noch nicht am Ende ihrer Entwicklung ist, warum sie so viele Jahre für die rumänische Nationalmannschaft gespielt hat.

In der Vorbereitung war Carmen aufgefallen, dass Osmak über ein sehr großes Eröffnungsrepertoire verfügt. Es war also klar, dass diese mit Schwarz bestimmen würde, welche Eröffnung aufs Brett kommen würde. Unmöglich, alle denkbaren Eröffnungen noch einmal vorzubereiten!

Die Vizeeuropameisterin wählte Französisch, wogegen Carmen eine vermeintlich anspruchslose Variante spielte.

Allerdings setzte die Spitzenspielerin des Deutschen Meisters ungenau fort. Bereits nach zehn Zügen vermeldete der wieder launig durch den Tag führende Kommentator Marcus Schmücker, dass die Stellung nun klar besser sei für unsere Spielerin.

Wie Marcus in der Folge nachvollziehbar für die Zuschauer erklärte, war die Stellung aber nicht nur objektiv besser für Carmen, sondern entsprach auch genau ihrem Spielstil.

Ein schönes positionelles Qualitätsopfer vergrößerte den Vorteil. Und obwohl es keine leicht zu berechnenden Varianten gab, die zu einer einfachen Gewinnstellung führten, sondern viele kleine Zwischenziele erreicht werden mussten, um den Vorteil zu bewahren oder zu vergrößern, geriet Carmen nie vom richtigen Weg ab.

Nach der Partie erklärte sie im Interview mit Marcus, wie sie an einzelnen Stellen der Partie auf Schwierigkeiten gestoßen war, für die sie Lösungen suchen musste. Zwar sei ihr zu jedem Zeitpunkt der Partie klar gewesen, dass sie Vorteil habe. Aber genauso klar sei ihr natürlich auch gewesen, dass eine so starke Spielerin wie Iulija Osmak auch in schwieriger Stellung jederzeit auf eine sich bietende Gelegenheit gewartet hätte, um die Partie zu drehen.

Doch Carmen ließ nichts anbrennen.

In dem Moment, in dem ihre Gegnerin aufgab, war Bad Königshofens Teamchef Jürgen Müller einer der ersten Gratulanten. Für alle Zuschauer war erkennbar, wie gut unsere Spielerin an diesem Tag gespielt hatte. Und natürlich tat es allen Hemeranern gut, dass wir trotz der erwarteten Überlegenheit der beiden Spitzenmannschaften an diesem Wochenende zumindest eine Partie gewinnen konnten.

 

 

Ein ganz besonderer Tag

 

war die Bundesligapremiere in Hemer auch für Valerija Naumenko. Die 19-jährige Abiturientin gab ihr Debüt in der Bundesliga.

Sie bildete zusammen mit Kim Drees und Julia Manus den Kern der U14-Mannschaft und der Schulmannschaft, die von Carmen Voicu-Jagodzinsky Schach am Woeste-Gymnasium gelernt hat und 2016 gemeinsam an den Deutschen Vereinsmeisterschaften (DVM) U14w teilgenommen haben.

Valerija war diejenige von den drei Jugendspielerinnen, die sich am meisten mit Schach beschäftigt hat und dies als ihr wichtigstes Hobby betreibt. Sie qualifizierte sich 2018 für die Deutschen Jugendmeisterschaften der U16w als NRW-Vizemeisterin. 2020 war sie dann noch einmal bei den Deutschen Meisterschaften. Dort wurde sie in der U18w Fünfte und verpasste nur um einen halben Punkt die Bronzemedaille.

In der U16-Mannschaft in der offenen Spielklasse qualifizierte sie sich zweimal mit der Mannschaft für die DVM und war sowohl 2017 als auch 2018 punktbeste Akteurin des Teams. Selbstverständlich gehörte auch sie zum Aufstiegskader der U20-Mannschaft in die Bundesliga, wo sie in dieser Saison ebenfalls zum Einsatz kommt.

 

Bis heute geht sie in die Schach-AG, um mit ihrer Trainerin zu arbeiten.

Mittlerweile ist sie auch als Trainerin im Verein für die Jugendlichen aktiv und verantwortet seit dieser Saison mit Moritz Runte das Verbandskadertraining in Südwestfalen.

 

Nach ihrem Debüt beantwortet sie uns einige Fragen.

 

Wie war es für dich, in der Bundesliga anzutreten?

Es war ein sehr spannendes Erlebnis, in der Bundesliga anzutreten, da man die Erfahrung machen durfte, gegen die Top Spielerinnen der Welt zu spielen. Man hat gemerkt, dass man sich gerade auf einem sehr hohen Niveau befindet. Dies kann einen im ersten Moment natürlich abschrecken, aber umso mehr hat man auch das Bedürfnis, sein Bestes zu geben.

 

Wie war die Partie am Samstag? Hast du gemerkt, dass du Gewinnchancen hattest?

 

Hier geht es zur Partie: http://cloudserver.chessbase.com/MjcxNjAxOTU=/replay.html

 

Zu Beginn der Partie dachte ich mir "Ich muss die Stellung einfach halten". Dies hat auch gut funktioniert, aber irgendwann hat meine Gegnerin nachgelassen, weshalb ich auf einmal viel aktiver stand und wusste "jetzt habe ich die Chance". Bei der Erkenntnis wurde ich nervöser und hatte leider viel zu wenig Zeit. Deshalb konnte ich die Varianten nicht lange genug berechnen und verpasste den Gewinnzug. Am Ende kamen wir in ein ausgeglichenes Endspiel, welches ich nicht korrekt gespielt habe und somit die erfahrene Spielerin den Punkt einholte. Trotz der Niederlage konnte ich viel aus meiner Partie lernen und feststellen, dass es nicht unmöglich ist auf diesem Niveau mitzuhalten.

 

Was bedeutet die Bundesligapremiere für deine weitere Schachkarriere?

Die Bundesligapremiere bedeutet für mich, dass ich mehr trainieren muss und mehr Turniere spielen sollte, um noch mehr Erfahrung zu sammeln. Denn vor allem nach der Partie von Samstag ist definitiv noch Luft nach oben.

 

Ist es etwas Besonderes, wenn du die erste Bundesligapartie hier in deiner Schule spielst, wo du mit dem Schach angefangen hast?

Natürlich ist es etwas Besonderes! Schule verbinde ich eben mit Schach, da ich dort von Carmen das Schach erlernt habe und auch viele nette Menschen kennenlernen durfte, ohne die es gar nicht erst möglich gewesen wäre, das Heimspiel zu organisieren. Außerdem befinde ich mich in meinem letzten Schuljahr und stehe kurz vor den Abiturprüfungen, weshalb die Bundesliga nochmal ein schöner Abschied von dem Ort ist, wo alles begonnen hat und hoffentlich nie endet. 

Trotz Höchststrafe gegen Schwäbisch-Hall nicht unzufrieden

(Andreas Jagodzinsky, 11.04.2022)

 

Am Ende stand das befürchtete 0-6 gegen Schwäbisch-Hall. Aber trotzdem war die Enttäuschung nicht allzu groß bei den Gastgeberinnen.

 

Zum einen konnte der SV Hemer - so jedenfalls das Feedback der Gastvereine - als Ausrichter überzeugen.

Auf das Team hinter dem Team werden wir in den kommenden Tagen einmal gesondert eingehen, denn vielleicht ist es auch eines der zahlreichen Probleme, die der Schachsport hat, dass es in anderen Sportarten, in denen vielleicht auch das Alter der Sportausübung gewisse Grenzen setzt, so dass man bspw. ab Mitte 30 ohnehin nur in irgendwelchen Ü-was-weiß-ich-denn-Wettbewerben mit gleichaltrigen Athleten wetteifert, viele tragende Säulen in Vereinen gibt, die ihre Anerkennung nicht aus Wettkämpfen in unterklassigen Mannschaften, sondern im Einsatz für den Gesamtverein als Fahrer, Grillexperte, Platzwart oder anderem beziehen.

 

Zum anderen aber konnten wir auch sportlich zumindest in einzelnen Partien mithalten.

 

Der Spieltag begann mit einer Hiobsbotschaft. Auch wir hatten den in den diesen Tagen fast erwartbaren Coronafall. Alle Versuche, Ersatz zu beschaffen, scheiterten. Um nicht zu viel in der Vorbereitung zu verändern, verzichteten wir auf Ideen, wie das Freilassen von Brett 1. Von vorneherein war geplant, unseren Nachwuchsspielerinnen hier vor heimischem Publikum die Gelegenheit zu geben, gegen absolute Topspielerinnen zu spielen.

 

Und am Spitzenbrett sollte die Spielerin spielen, die sich mehr als jeder andere in der Vereinsgeschichte um das Schach in Hemer verdient gemacht hat. Carmen Voicu-Jagodzinsky hat als Spielerin, die unter den Top 100 der Welt stand, für Hemer vor vielen Jahren in der Verbandsliga und Verbandsklasse gespielt. In der sportlich schwierigsten Phase war sie sich nicht zu schade, in der Bezirksliga (das war damals die siebte Liga) zu spielen. Ehrenamtlich trainiert sie Jugendspieler vom blutigen Anfänger bis zu NRW-Spitzennachwuchsspielern wie Moritz Runte und Valerija Naumenko.

 

Sie spielte gegen die georgische Weltklassespielerin Meri Arabidze. Eröffnet wurde die Partie von der heimischen Bundestagsabgeordneten Bettina Lugk, die als Nachfolgerin von Dagmar Freitag zwar nicht direkt den Vorsitz des Sportausschusses im Deutschen Bundestag übernommen hat, aber sich zumindest sofort in den Sportausschuss orientiert hat. Sie verweilte auch nach dem Spielbeginn noch lange im Analysebereich und unterhielt sich unter anderem mit dem Präsidenten des Schachbundes NRW Ralf Chadt-Rausch. Assistiert bei der Eröffnung wurde sie von der Landtagsabgeordneten Inge Blask, die schon bei der Premiere im Woeste-Gymnasium 2019 in der 2. Bundesliga dabei war. Und auch unser Bürgermeister Christian Schweitzer ist regelmäßiger Gast beim Schach. Einer seiner ersten Termine nach seiner Wahl 2020 führte ihn zum NRW-Ligaspiel unserer Jugendmannschaft. 

Von den weiteren Ehrengästen sollen auch der stellvertretende Vorsitzende des Stadtsportverbandes Christian Ritter und Arne Stopsack, einer der erfahrensten Hemeraner Lokalpolitiker und ehemaliges Mitglied des Schachvereins nicht unerwähnt bleiben.

 

Kommentiert wurde das Match von Marcus Schmücker, der wirklich spannende Partien zu sehen bekam und am Samstag sich über weit über 600 Zuschauer, die teilweise sehr intensiv den Dialog mit ihm suchten, freuen durfte.

 

Trotz des frühen 0-1 konnte sich das Team um Mannschaftskapitän Moritz Runte über viele gute Partien freuen. Katharina Ricken lieferte gegen die französische Topspielerin Deimante Daulyte-Cornette ein tolles Bundesligadebüt, stand phasenweise sogar besser und lehnte mutig ein Remisangebot ab. Am Ende setzte sich die Erfahrung jedoch durch.

 

Auch Kathrin Sewald erhielt nach wechselhaftem Verlauf ihre Chancen gegen Karina Ambartsumova. Leider ließ Kathrin ihre Gewinnchance aus.

Alisa Frey musste auch nicht unebdingt verlieren.

 

Für die meiste Spannung sorgte jedoch Hemers Eigengewächst Valerija Naumenko. Auf diese Partie und das Bundesligadebüt der 19-jährigen Abiturientin gehen wir noch gesondert ein. Aber eins sei hier schon verraten: Gegen WGM Jovana Eric hätte sie gewinnen können.

 

Nur Carmen hatte an diesem Tag keine Chance. Meri Arabidze überspielte sie ziemlich klar. Carmen behielt sich ihren großen Auftritt für den Folgetag vor.

 

Als das Team und das Team hinter dem Team abends beim Chinesen den Tag ausklingen ließ, war die Stimmung jedenfalls besser, als ich es jemals nach einer solch klaren Niederlage erlebt habe.

 

Den Bericht aus Sicht unserer Gegner, die auch auf unsere Chancen eingehen, kann ich zum Lesen nur empfehlen: https://www.schachklub-sha.de/frauenbundesliga-klares-6-0-gegen-hemer/

 

 
 


Tolles Bundesligawochenende in Hemer trotz Niederlagen

(Andreas Jagodzinsky, 10.04.2022)

 

Bislang haben wir immer mindestens zwei Punkte pro SPiel geschafft, aber beim ersten Heimspielwochenende bekamen wir von Schwäbisch-Hall und Bad Königshofen unsere Grenzen deutlich aufgezeigt.

Gegen den Deutschen Vizemeister Schwäbisch-Hall gab es am Ende gar die Höchststrafe von 0-6. Da tröstet es weder, dass wir damit das gleiche Schicksal wie unser Reisepartner aus Lehrte erfuhren, noch dass wir einige Chancen ausgelassen haben.

 

Gegen Bad Königshofen, die amtierenden Deutschen Meisterinnen unterlagen wir am Folgetag mit 1,5-4,5. Hier gab es eine Glanzpartie von Carmen Voicu-Jagodzinsky am Spitzenbrett gegen die ukrainische Meisterin Iulia Osmak.

 

Auf beide Spiele gehen wir noch näher ein.

 


Noch einmal schlafen! Vor dem Bundesligaheimspielstart

(Andreas Jagodzinsky, 08.04.2022)

 

Die Schlüssel für die Aula des Gymnasiums sind übergeben. Die Helfer sind bereit. Morgen wird es in Hemer erstmals Bundesligaschach geben.

 

Natürlich hatten wir uns das vor gut zwei Jahren alles ganz anders vorgestellt. Niemand dachte im Februar 2020 über Hygienekonzepte, Impfnachweise, Masken oder ähnliche Dinge nach, wenn er oder sie sich auf den Bundesligastart im Herbst 2020 freute.

 

Nun aber findet mit mehr als einjähriger Verzögerung endlich die Heimspielpremiere statt. Ab 13.45 Uhr beginnt in der Aula des Woeste-Gymnasiums der Spieltag.

Hemer trifft auf einen der großen Meisterschaftsfavoriten, den SK Schwäbisch-Hall, der mit internationalen Topstars gespickt ist. Im Parallelspiel treffen unsere Reisepartnerinnen aus Lehrte auf den Deutschen Meister aus Bad Königshofen.

Am Sonntag um 09.00 Uhr wechseln Lehrte und Hemer dann die Gegnerinnen.

 

Das Heimspiel ist eine gute Gelegenheit, sich bei all den Unterstützern zu bedanken, ohne die eine Bundesligasaison nicht möglich wäre. Hier ist vor allem die Sparkasse Märkisches Sauerland zu erwähnen.

Aber auch die Hilfe der Lokalpolitik und Verwaltung spielt eine große Rolle. Die Unterstützung durch unseren Bürgermeister Christian Schweitzer kann man nicht hoch genug einschätzen.

Er wird daher am Samstag zu Gast sein. Gleiches gilt für die heimische Bundestagsabgeordnete Bettina Lugk.

Weitere Gäste werden wir im Rahmen unserer Berichterstattung noch nennen. Aber an dieser Stelle wollen wir die Spannung noch nicht komplett auflösen. Wir hoffen, dass zahlreiche Besucher unsere Spielerinnen vor Ort unterstützen.

Für eine ausreichende Bewirtung ist ebenso gesorgt wie für ein Rahmenprogramm durch Spieler unserer Jugendbundesligamannschaft.

 

Natürlich werden wir hier keine Details zur Aufstellung nennen, aber der Einsatz von Hemers wichtigster Spielerin Carmen Voicu-Jagodzinsky ist natürlich sicher. Und Moritz Runte wird morgen die Mannschaft als Kapitän anführen.

 

Und zum Thema Hygienekonzept noch einige Anmerkungen:

 

Im Spielsaal und auf den Gängen herrscht für die Besucher Maskenpflicht.

Der administrative Aufwand der Rückverfolgbarkeit ist nicht mehr erforderlich. Nachweise müssen ebenfalls nicht kontrolliert werden.

 

Matchwinner – Teil 1

(eine weitere Bundesliganachlese von Andreas Jagodzinsky, 26.03.2022)

 

Der Bundesligaspieltag in Löberitz hatte viele Heldinnen. Eine von Ihne war Catriona Dartmann Aubanell.

In der zweiten Regionalligasaison ist sie mit 15 zum Team gestoßen.Anfangs dachte ich an einen Spaß, als mich eine Email erreichte, dass jemand aus Barcelona für seine Tochter einen Verein in Deutschland suchte. Aber schnell stellte sich heraus, dass familiäre Beziehungen nach Menden bestanden, Catriona eine deutsche Schule besuchte und nach ihrem Abitur in Deutschland studieren wollte.

So kam sie 2018 in die Mannschaft, verlor ihre erste Partie in der Regionalliga, gewann beim zweiten Spiel kampflos und steuerte in der zweiten Bundesliga vier Remispartien zum ungefährdeten Aufstieg zu. Beim ersten Bundesligawochenende profitierte sie von einigen Ausfällen und debütierte in der stärksten Liga der Welt mit einem Remis gegen eine nominell besser bewertete Spielerin.

Am zweiten Wochenende, an dem gegen Leipzig und Löberitz unbedingt Punkte erforderlich waren, war kein Einsatz von Catriona geplant. Aber dann fiel am Donnerstag WGM Iozefina Werle aus. Catriona hatte bereits in der Vorwoche mitgeteilt, dass sie kurzfristig einspringen könnte, wenn jemand ausfallen sollte. Und gegen Mittag waren alle Reisedetails geklärt.

Ich will nicht verhehlen, dass der Ausfall unserer elostärksten Spielerin mir einige Sorgen bereitete. Catriona hatte bislang für Hemer genau eine Partie gewonnen. Allerdings war das eine Partie als Reservespielerin in der Jugendbundesliga, der seit dem Nachholspiel von Kaarst gegen Brackel letzte Woche den Klassenerhalt bedeutete.

Und gegen Hamburg hatte Catriona souverän ein Remis beigesteuert. Vielleicht könnte sie ihr Brett wieder halten und ein oder zwei Punkteteilungen gegen besser bewertete Spielerinnen beisteuern.

 

Das erste Problem hatten wir dann bei der Anreise. Catriona war mit dem Zug angereist. Ich wartete in Bitterfeld auf sie. Per Telefon suchten wir uns am Bahnhof. Irgendwann stellten wir fest, dass Catriona in Wolfen/Bitterfeld ausgestiegen war. Zum Glück war das ein lösbares Problem. 20 Minuten nach dem vereinbarten Abholtermin saß sie am Freitagabend im Auto und traf wenig später auf ihre Mannschaftskolleginnen.

 

Am Samstag stand dann eine kurze aber intensive Vorbereitung auf die Partie an.

Und um 14.00 Uhr ging es dann um Punkte.

Die erfahrene WFM Dr. Anita Just war gegen Catriona nominell favorisiert.

Aber Catriona kam mit Schwarz gut aus der Eröffnung und stand immer bequem. Meine Hoffnung, dass sie vielleicht ein Remis beisteuern würde, wich bald der Hoffnung, dass auch mehr gehen würde, denn der Kampf entwickelte sich nicht so gut.

Und tatsächlich spielte unsere Jugendspielerin ihre bislang beste Partie für den Verein. Sie gewann schließlich und glich zum zwischenzeitlichen 2-2 aus.

 

Beflügelt von diesem Sieg überspielte sie am Sonntag gegen Löberitz ihre Gegnerin bereits in der Eröffnung. Dieses Mal hatte ich zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel, dass unsere Spielerin gewinnen würde. Und ganz souverän gewann sie ihre Partie.

 

Damit hatte sie mit 2/2 großen Anteil am erfolgreichen Bundesligawochenende.

 

Die Partie vom Samstag gibt es zum Nachspielen.

 

Und außerdem hat uns Catriona einige Fragen beantwortet:

 

Wie war es für dich, so kurzfristig in die Mannschaft zu rücken?

 

Ich war Ersatzspielerin, aber ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich zum Einsatz komme. Doch als dann am Donnerstag klar war, dass Iozefina Werle leider nicht spielen konnte, war ich etwas gestresst, doch dies wandelte sich sehr schnell in große Vorfreude um. Ich durfte wieder in der Bundesliga spielen, wer wäre nicht begeistert! Also ging es für mich am nächsten Morgen nach Löberitz.

 

Wie ist es, in einer Mannschaft mit so vielen starken Spielerinnen zu spielen und in entscheidenden Spielen um den Klassenerhalt entscheidende Punkte zu holen?

 

Es ist einfach super, mit so starken Spielerinnen in der Mannschaft zu sein, ich kann sehr viel von ihnen lernen.  Der Teamgeist und Hilfsbereitschaft der Mannschaft macht das einfacher. Die große Zahl von starken Spielerinnen zeigt auch, dass diese Spiele höchstes Niveau sind und damit kommt etwas Druck. Aber ich versuche, mich hauptsächlich auf meine Spiele zu konzentrieren und so gut zu spielen wie möglich. Ein Sieg, der dem Team entscheidende Punkte bringt, ist so mit noch mehr Freude und Stolz verbunden als ein einfaches Turnierspiel.

 

 

Wie fällt dein Zwischenfazit nach drei Bundesligapartien aus? Hattest du mit so vielen Einsätzen gerechnet?

 

Ich glaube, das ganze Team kann sich auf die Schulter klopfen. Die ersten Runden im November sind zwar nicht so glatt gelaufen wie erhofft, aber jetzt am zweiten Spielwochenende haben wir souverän beide Kämpfe gewonnen. Wir haben bewiesen, dass wir in die Bundesliga gehören. Für mich persönlich waren meine drei Partien ein sehr großer Erfolg. Ich habe 2,5/3 Punkten geholt. Witzigerweise ist dies ein viel besseres Ergebnis als in der 2. und 3. Liga.

Gerechnet hatte ich auf keinen Fall mit so vielen Einsätzen, bin aber sehr froh, dass ich so viel spielen konnte. Abgesehen von der Erfahrung, die man durch Spiele gegen starke Gegnerinnen bekommt, machen die Wochenenden mit dem Team sehr viel Spaß und gute Laune.

 

 

  


Alessia-Mihaela Ciolacu stellt den Rekord der längsten Partie von Andreas Reinhardt ein

(ein Beitrag von Reiner Klüting, 23. 3. 2022)

 

Am vergangenen Schachbundesligawochenende gelang es Alessia Mihaela Ciolacu, den bisherigen Vereinsrekord der längsten Schachpartie von Andreas Reinhardt aus dem Jahr 1977 einzustellen. Beide „Seeschlangen“ dauerten 125 Züge. Zur Erinnerung: In einem der ersten Beiträge zur Rubrik ‚Vereinsgeschichte‘ hatte ich über die legendäre Partie von Andreas berichtet (11,5 Stunden Spielzeit, Hängepartie nach 10,5 Stunden, es handelte sich um eine ‚Entscheidungsrunde‘), dem mit einer grandiosen Verteidigungsleistung das Kunststück gelang, die materielle Unterlegenheit von Turm gegen Dame 50 Züge lang auszuhalten, die ein 4-4 im Mannschaftskampf sicherte.

Beim ersten Bundesligasieg unserer Damen befand sich Alessia in einer komfortableren Situation. Beim Stande von 3-2 musste sie bei eigener materieller Überlegenheit von Turm + Randbauer gegen Turm Remis spielen, um den Mannschaftssieg abzusichern. Die taktisch ungefährliche Materialkonstellation erlaubte jedoch ein gewinnsuchendes Weiterspielen. Alessia, die gerne Partien bis zur Entscheidung ausspielt, nahm diese Herausforderung an und konnte nach 125 Zügen das remisträchtige Turmendspiel gewinnen.

 

Und hier die Rekordpartie zum Nachspielen:

Während ich am Samstag nur die Schlußphase von Alessias Partie mitverfolgen konnte und somit die Dramatik des Mannschaftskampfverlaufes verpasste, ‚fieberte‘ ich am Sonntag von Anfang an mit. Gottseidank wurden die Nerven des kiebitzenden Fans kaum strapaziert, da der Kampf schon frühzeitig eine positive Richtung nahm: An den Brettern 4-6 waren Iulia-Ionela Ionica, Lisa-Marie Möller und Catriona Dartmann Aubanell sehr gut aus der Eröffnungsphase herausgekommen und hatten sich schnell eine Gewinnstellung erspielt, die alle 3 souverän verwerteten. Beim Stande von 3-0 konnte ich mich bequem zurücklehnen, da Elena Luminita Cosma an Brett 1 ihren Mehrbauern konsequent zum Sieg führte und Carmen Voicu-Jagodzinsky in den sicheren Remishafen steuerte. Wie am Vortag Alessia führte Luminita ein Turmendspiel zum siegreichen Ende und erreichte den vierten Mannschaftspunkt. Der sensationelle 4,5-1,5 Erfolg gegen einen nominell starken Gegner war auch in dieser Höhe verdient, da in der einzigen Verlustpartie Alessia aufgrund ihrer taktischen Fähigkeiten zunächst sehr angenehm stand, dann aber eine falsche positionelle Entscheidung traf und in eine schlechtere Stellung geriet.

Dieser Doppelsieg unserer Frauenmannschaft hat uns dem Klassenerhalt ein großes Stück näher gebracht. Zudem können die kiebitzenden Fans ein spannendes Heimwochenende am 9. und 10. April in Hemer erleben: Mit Königshofen und Schwäbisch-Hall gastieren 2 Spitzenmannschaften mit zahlreichen Titelträgerinnen.

 

 


Zweiter Sieg in der Bundesliga und Platz 4 in der Tabelle

(20.03.2022)

 

Mit 4,5-1,5 gelang dem SV Hemer heute der zweite Sieg an diesem Wochenende in der Frauenbundesliga und damit der Sprung auf Platz vier.

 

Eine detaillierte Nachbetrachtung des Wochenendes wird sehr zeitnah erfolgen.

Dabei wird ein besonderer Schwerpunkt auf der wirklich beeindruckenden Leistung unserer Nachwuchsspielerinnen Lisa-Marie Möller und Catriona Dartmann Aubanell liegen, die mit 4/4 gegen höher bewertete Gegenspielerinnen maßgeblichen Anteil an dem Befreiungsschlag im Abstiegskampf hatten.

 

Hier erstmal die Ergebnisse und die Tabelle:

 

 

 

 


Hemer gewinnt in der Frauenbundesliga!

(Andreas Jagodzinsky, 19.03.2022)

 

Im dritten Spielt gewinnt der SV Hemer sein erstes Punktspiel in der Frauenbundesliga.

 

Gegen Leipzig behielten wir mit 4-2 die Oberhand. Und es waren die Jugendspielerinnen, die uns zwei Mannschaftspunkte bescherten.

 

Am Donnerstag musste ich die Mannschaft kurzfristig verändern. Iozefina Werle, WGM aus den Niederlanden, musste aus nachvollziehbaren Gründen absagen. Zum Glück konnte Catriona Dartmann Aubanell einspringen.

 

Aber natürlich veränderte das die Situation vollständig. Anstatt mit vier Großmeisterinnen anzutreten, sank unser Eloschnitt um fast 100 Punkte.

Leipzig war plötzlich favorisiert.

 

Leider misslang Iulia Ionica, die an Brett vier Favoritin war, die Eröffnung, so dass sie frühzeitig auf dem Brett und der Uhr unter Druck war. Schließlich musste sie aufgeben. Auch Luminita Cosma an Brett eins stand keinesfalls besser und hatte nach 20 Zügen nur noch eine Minute für weitere 20 Züge.

 

Catriona und die frischgebackene rumänische Frauenmeisterin Alessia Ciolacu (mit 17 Jahren vermutlich die jüngste zweifache Frauenmeisterin Rumäniens) standen besser. Aber zumindest bei Catriona war nicht unbedingt klar, ob dieser Vorteil gegen eine erfahrene FIDE-Meisterin reichen würde.

 

Glücklicherweise erspielte sich Carmen Vorteile, was zumindest den Mannschaftsführer beruhigte. Die Partie gegen eine erfahrene polnische Nationalspielerin blieb jedoch kompliziert.

 

Lisa-Marie Möller spielte ebenfalls gegen eine routinierte FIDE-Meisterin und erarbeitete sich Vorteile.

 

Nach etwa vier Stunden hatte Luminita nicht nur ihre Zeitprobleme gelöst sondern auch reale Remischancen. Leider hatte Carmen viel Zeit verloren und ließ am Ende eine Zugwiederholung zu.

 

Das war aber nicht mehr so schlimm, weil Catriona und Lisa-Marie mittlerweile klaren Vorteil hatten und Luminita Remis gespielt hatte. Alessia hingegen hatte einen Teil ihres Vorteils verspielt und befand sich in einem Turmendspiel mit einem Mehrbauern, wobei ihre beiden verbliebenen Bauern Randbauern waren.

 

Catriona glich schließlich zum 2-2 aus.

 

Bei Lisa-Marie gab es noch einige bange Momente in der zweiten Zeitnotphase, ehe sie schließlich zum 3-2 gewann.

 

Alessia konnte nun einfach Remis machen. Aber es zeichnet eine gute Spielerin aus, dass sie in einer Situation, in der sie keinesfalls verlieren kann, noch um den ganzen Punkt spielt. Nach über sechs Stunden und 125 Zügen erzwang sie die gegnerische Aufgabe und stellte den ersten Bundesligasieg des Schachvereins im 90. Jahr seines Bestehens sicher.

 

Morgen um 09.00 Uhr geht es gegen die Gastgeber von der SG Löberitz weiter.

An den ersten vier Brettern wird es dabei zum Länderkampf zwischen Lettland und Rumänien kommen, spielen doch bei der SG Löberitz vier lettische Nationalspielerinnen um die aktuelle FIDE-Geschäftsführerin und ehemalige lettische Finanzministerin Dana Reizniece-Ozola und bei uns vier rumänische Spitzenspielerinnen.

 

Auch diese Partien werden wieder live übertragen. 

 


Keine Punkte bei der Bundesligapremiere

 (Ein Kurzbericht von Andreas Jagodzinsky, 29.11.2021)

 

 In den kommenden Tagen werden wir noch intensiver auf das erste Bundesligawochenende der Vereinsgeschichte schauen.

Aber zunächst einmal ein kurzer Rückblick auf den gestrigen Kampf gegen Harksheide, die ein toller Gastgeber waren, auch wenn sie uns keine Punkte geschenkt haben.

 

Wir hatten im Vergleich zum Vortag einmal gewechselt, und Alisa Frey kam für Catriona Dartmann Aubanell in die Mannschaft:

 

 

Damit waren wir nominell leicht favorisiert.

Aber die Spielerinnen aus Harksheide kennen den Bundesligaabstiegskampf schon seit einigen Jahren und zeigten sich hierfür deutlich besser aufgestellt.

Nachdem bereits am Vortag die Weißpartien unser Problem gewesen waren, setzte sich dieser Trend fort.

Kathrin suchte frühzeitig Spiel auf dem Königsflügel, ging aber mit dem eigenen König in der Mitte einige Risiken ein.

Carmen Voicu-Jagodzinsky erzielte nicht den geringsten Eröffnungsvorteil und musste eher aufpassen, nicht ins Hintertreffen zu geraten. Nur Iulia Ionica zeigte erneut eine starke Leistung und stand schnell besser.

 

Alessia Ciolacu stand zunächst besser, aber gab irgendwann ihr Läuferpaar auf und hatte keinen Vorteil mehr. Sie musste schon eher aufpassen, dass die Gegnerin nicht in Vorteil kam.

Die beiden anderen Partien waren ungefähr ausgeglichen.

 

Leider zeichnete sich bei Kathrin ab, dass sie Schwierigkeiten haben würde, eine Niederlage zu vermeiden.

 

Und dann ging es nach etwa dreieinhalb Stunden Schlag auf Schlag.

Carmen spielte Remis, Iulia gewann. Aber dann passierte etwas, was für alle unerwartet kam. Unsere Spitzenspielerin Luminita Cosma überschritt in mittlerweile deutlich besserer Stellung die Zeit. In Anbetracht der Lage auf den anderen Brettern hatte ich gehofft, dass sie ggf. beim Stand von 2,5-25 oder 2-3 (Alisa und Alessia standen kritisch, Kathrin auf verlorenem Posten) um ein oder zwei Mannschaftspunkte kämpfen würde. Stattdessen stand es plötzlich 1,5-1,5, ohne dass Alessia oder Alisa realistische Chancen haben sollten, mehr als ein oder zwei Remis zu holen.

 

Schließlich musste sich Alisa geschlagen geben. Nachdem Kathrin verloren hatte, verteidigte Alessia sich umsichtig und konnte noch einen halben Punkt retten

 

Mit 2-4 ging der zweite Kampf leider verloren.

 

Damit stehen wir bereits jetzt mit dem Rücken zur Wand.

 

 

Großer Kampf wird nicht belohnt

 (Ein Kurzbericht von Andreas Jagodzinsky, 27.11.2021)

 

 

Um 14.00 Uhr begann für den Schachverein die erste Bundesligasaison der Vereinsgeschichte.

An dieser Stelle möchte ich darauf verzichten, auf alle Randthemen einzugehen. Natürlich ist es diskutabel, ob man in diesen Tagen Schach spielen soll.

Auf der anderen Seite haben die Turniere, die in den vergangenen zwei Jahren stattgefunden haben, sich nicht als Superspreaderereignisse erwiesen.

Zudem gilt an diesem Wochenende 2G.

 

Also nun zum Schach:

 

Mit folgenden Aufstellungen gingen Hamburg und wir in den Saisonauftakt.
 

 

Hamburg hatten wir in etwa so erwartet. Wir hatten zuletzt noch einige Personalfragen zu klären, so dass Catriona Dartmann Aubanell etwas überraschend in die Mannschaft rückte.

Hamburg war insgesamt schon einigermaßne klar favorisiert, aber trotzdem sahen wir uns nicht ohne Chance, zumindest um einen Punktgewinn zu spielen.

 

Allerdings begann der Kampf nicht sehr gut. Carmen Voicu-Jagodzinsky tat sich gegen ihre junge Gegnerin etwas schwer und stand objektiv unangenehmer. Und auch Alessia Ciolacus Stellung gefiel mir schon früh nicht besonders gut. Als dann auch noch Kathrin Sewald eine Figur opferte, weil ihr die Alternativen noch hoffnungsloser erschien, fürchtete ich schon ein Debakel.

Luminita Cosma spielte schließlich Remis, während sich Iulia Ionica eine angenehme Stellung erspielen konnte.

Zwar standen mittlerweile Alessia und Kathrin hoffnungslos. Aber Carmens Gegnerin war irgendwie vom rechten Weg abgekommen und sah sich einem Angriff unserer Spielerin ausgesetzt.

Und so kam es plötzlich, dass Alessia aufgeben musste, dafür aber Carmen den ersten Sieg für Hemer in der Bundesliga erreichte.

 

Catriona stand mittlerweile komplett ausgeglichen, so dass sich die Frage stellte, ob hier vielleicht doch noch etwas geht.

Zwar verlor Kathrin irgendwann, aber Iulia hatte laut Computer deutlichen Vorteil. Allerdings gab es keinen offensichtlichen und einfachen Gewinn.

Nachdem Catriona Remis gespielt hatte, kämpfte Iulia, die wie ihre Gegnerin nur noch unter zwei Minuten plus Inkrement für die Partie hatte, unverdrossen um den Sieg. Aber leider fehlte die Zeit, einen klaren Plan zu finden. Vermutlich kam sie spätestens mit dem Tausch eines Turmpaares vom rechten Weg ab. Und schließlich fand ihre Gegnerin eine Möglichkeit, Dauerschach zu geben, womit der Kampf leider knapp verloren ging.

 

Ein 3-3 lag also im Bereich des Möglichen, wenngleich der Hamburger Sieg unterm Strich nicht unverdient war.

 

Danach wurde noch kurz gegessen, ehe die Vorbereitung auf die nächste Runde auf dem Programm stand.

 

Am Sonntag muss man früh aufstehen, wenn man das Spiel gegen Harksheide sehen will. Um 09.00 Uhr geht es hier weiter:

https://view.livechesscloud.com/#da2ebd93-fb33-4741-ad09-40c2725f4b75

 

Interview mit Carmen Voicu-Jagodzinsky

 

Wer die Interviews mit unseren Bundesligaaufsteigerinnen aufmerksam gelesen hat, wird bemerkt haben, dass eine Spielerin noch keine Fragen beantwortet hat.

Und das ist die Spielerin, ohne die der Aufschwung des SV Hemer in den vergangenen Jahren nicht denkbar gewesen wäre. An ihrem Geburtstag beantwortet sie uns einige Fragen.

 

Carmen, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg mit der Frauenmannschaft und zum Geburtstag. Was bedeutet dieser Aufstieg für dich?

Das ist ein Traum, der in Erfüllung geht. Das war die Idee, als wir angefangen haben, die Mannschaft aufzubauen. Wir hätten sogar schon ein Jahr eher in die 2. Bundesliga aufsteigen müssen.

Im Moment ist nicht klar, wann es mit Schach weitergeht. Wie empfindest du diese Ungewissheit?

Das ist eine Katastrophe. Sobald das vorbei ist, werde ich ein Turnier spielen.

Alle von uns befragten Spielerinnen heben deinen Anteil am Erfolg hervor. Wie siehst du deine Rolle bei der Entwicklung der Mannschaft?

Es ist richtig, dass ich mit vielen Spielerinnen gearbeitet habe. Und außerdem spielen einige meiner Freundinnen mit mir in einer Mannschaft. Das macht mir Spaß. Zu meiner Rolle sollen andere etwas sagen. Eine große Rolle spielt Andreas, weil es eigentlich seine Idee war, diese Mannschaft zu gründen.

Kannst du uns kurz sagen, wie du den Saisonverlauf empfunden hast? Was waren die entscheidenden Faktoren für den Aufstieg?

Wir waren einfach die stärkste Mannschaft. Wir haben alle Spiele sehr souverän gewonnen. Die Atmosphäre war toll. Alle Spielerinnen waren fleißig und wollten sich verbessern.

Kannst du deine Mitspielerinnen kurz charakterisieren?

Luminita: Sie ist superprofessionell und hat so viel Erfahrung. Wir sind immer sicher, dass sie ihre Punkte holt.

Iulia: Luminita und Iulia sind meine besten Freundinnen. Es war klar, dass Iulia zu dieser Mannschaft gehört. Sie ist Großmeisterin und hat auch viel Erfahrung.

Alessia: Sie ist eine sehr starke junge Spielerin mit viel Potential, die in einigen Jahren an Brett 1 spielen kann, wenn sie so weitermacht.

Kathrin: Kathrin ist eine tolle Kämpferin. Außerdem ist sie lustig und wichtig für die Stimmung.

Lisa-Marie: Sie hat auch viel Talent und war immer da, wenn wir sie gebraucht haben.

Catriona: Genau wie die anderen Spielerinnen will sie sich immer verbessern. Vor allem bei den Offenen Deutschen Meisterschaften hat sie gezeigt, zu was sie fähig ist.

Valerija: Ich kenne Valerija schon so lange. Sie hat bei mir Schach gelernt und so viele Stunden mit mir am Gymnasium in der Schach-AG verbracht. Sie hat soviel in so kurzer Zeit erreicht.

Linda: Sie ist unsere jüngste Spielerin. Sie hat alle Chancen, eine sehr starke Spielerin zu werden, wenn sie weiter arbeitet.

Mit Iozefina Werle kommt eine weitere starke Großmeisterin in die Mannschaft. Hältst du es für wichtig, dass noch weitere Großmeisterinnen ins Team kommen?

Nein, die nächsten Großmeisterinnen bilden wir selbst aus. Vielleicht haben wir die schon im Kader.

Was erwartest du dir von der nächsten Saison in der Bundesliga?

Am wichtigsten ist, dass wir die Klasse halten. Vielleicht schaffen wir irgendwo eine Überraschung. Wenn die jungen Spielerinnen sich so weiter entwickeln, werden wir sehen, was irgendwann mal möglich ist.

Heute ist der Länderkampf zwischen Rumänien und Deutschland. Du hast beide Staatsbürgerschaften. Welcher Mannschaft drückst du die Daumen?

 

Der bessere soll gewinnen. Aber wenn man so lange für Rumänien gespielt hat, ist es schwer, neutral zu sein.


Interview mit Iulia Ionica

(von Andreas Jagodzinsky 03.04.2020)

Heute sprechen wir mit Iulia Ionica, einem weiteren Mitglied der Frauen-Bundesliga-Mannschaft von Hemer.

 

Herzlichen Glückwunsch zum Erreichen der Bundesliga mit dem Schachverein Hemer. Kannst du uns sagen, warum du für den Verein spielst?

 

Vielen Dank! Ich möchte der ganzen Mannschaft zu dieser wichtigen Leistung gratulieren! Herzlichen Glückwunsch an Carmen und Andreas, die alles getan haben, um diesen Traum zu verwirklichen.

Ich spiele sehr gerne für diese Mannschaft, nicht nur weil Carmen seit jeher meine beste Freundin ist, sondern auch wegen der Atmosphäre innerhalb der Mannschaft. Die Mädchen sind sehr nett und freundlich.

 

Hast du schon einmal in der Bundesliga gespielt?

 

Ich habe nur einmal für die Mannschaft Großlehna gespielt.

 

 

Du hast deine eigene Mannschaft in der rumänischen Superliga. Kannst du uns über die Unterschiede zwischen der deutschen und der rumänischen Mannschaftsmeisterschaft berichten?

 

Ja, ich habe meine eigene Mannschaft in Rumänien - ARNIA ChessIT - und wir haben im vergangenen Jahr in der rumänischen Superliga Bronze gewonnen.

Es gibt viele Unterschiede zwischen der deutschen und der rumänischen Mannschaftsmeisterschaft. In Rumänien sollte das System so sein: Zwei Mannschaften sollten sich von der Division A bis zur Superliga qualifizieren, in der Superliga sollten zehn Mannschaften in einem geschlossenen Turnier spielen.

In Rumänien besteht die Mannschaft aus vier Spielerinnen - drei Erwachsene und eine Juniorin, nicht aus sechs Spielerinnen wie in Deutschland. Aber trotzdem, weil Frauenschach nicht genug Unterstützung bekommt und alle Schachklubs Geldprobleme haben, haben wir im Moment nicht einmal zehn Frauenmannschaften in unserem Land. Jede neue Mannschaft wird direkt in der Superliga spielen.

 

 

Die Mannschaft von Hemer hat viele junge Spielerinnen. Was denkst du über die Zusammensetzung der Mannschaft?

 

Die Mannschaft von Hemer ist in der Tat sehr jung und umfasst mehrere Schülerinnen von Carmen. Mir gefällt dieses Konzept: nicht eine Mannschaft aufbauen und dabei nur ausländische Spielerinnen einzusetzen, sondern auch Spieler, die man ausgebildet hat. Es ist sehr wichtig, die neue Generation zu unterstützen.

 

 

Was erwartest du für die nächste Bundesliga-Saison?

 

Die Bundesliga ist sicherlich eine große Herausforderung, aber ich bin zuversichtlich, dass die Mannschaft auch auf diesem Niveau ein Wort mitreden wird.

 

 

Interview mit Valerija Naumenko (25.02.2020)

Heute sprechen wir mit Valerija Naumenko (17), Hemeraner Eigengewächs und Stammspielerin ab dem ersten Regionalligaspieltag im Herbst 2017.

 

 

Valerija, auch wenn du am letzten Wochenende nicht mitgespielt hast, gratulieren wir dir zum Bundesligaaufstieg. Wie hast du den Aufstieg erlebt?

 

Zunächst einmal, vielen Dank! Ich habe den Aufstieg voller Freude erlebt. Während der letzten Runde, habe ich mehrmals den Liveticker auf unserer Homepage, als auch den Ergebnisdienst der 2. Bundesliga aktualisiert und als ich sah, dass Kathrin gewonnen hat, war natürlich sofort klar, dass wir nicht mehr einzuholen sind und in der nächsten Saison die Bundesliga ansteht. Vor allem das Matt von Kathrin war sehr schön anzusehen.

 

Es war deine erste Saison in der 2. Bundesliga. Ab wann hast du realisiert, dass es bereits im ersten Jahr zum Aufstieg in die 1. Bundesliga reichen könnte?

 

Mir war schon von Anfang an bewusst, dass wir Chancen auf den Aufstieg haben, weil wir an den ersten Brettern nur mit Großmeisterinnen und einer Fidemeisterin gespielt haben, die auch schon alle auf internationaler Ebene gespielt haben. Außerdem haben wir auch Gastspielerinnen dazu bekommen, die ebenso Erfahrung haben und mehrmals auf Deutschen Meisterschaften gespielt haben.

 

Wie wichtig ist das Woeste-Gymnasium, deine Schule für deine schachliche Entwicklung?

 

Meine Schule ist sehr wichtig für meine schachliche Entwicklung, denn ohne die Schule wäre ich gar nicht erst zum Schach spielen gekommen und hätte Carmen, die mich und andere Jugendspieler trainiert, erst gar nicht kennengelernt. Carmen trainiert mich jetzt schon seit sechs Jahren und ohne sie hätte ich keine Deutschen Meisterschaften gespielt und erst recht keine Bundesliga.

 

Du spielst in einer Mannschaft mit ehemaligen Jugendweltmeisterinnen, die als Nationalspielerinnen Erfahrungen auf höchstem internationalen Niveau haben. Geben die dir Hilfestellungen für dein eigenes Spiel?

 

Auf jeden Fall geben sie mir Hilfestellungen für meine Spiele, jetzt abgesehen von den Vorbereitungen und dem Training, ist es ein unbeschreibliches Gefühl, dass man Großmeisterinnen in seiner Mannschaft hat, was natürlich mehr motiviert, alles zu geben in seinen Partien.

 

Du bist die einzige Spielerin, die in dieser Saison alle Partien gewinnen konnte. Hast du damit gerechnet?

 

Nicht wirklich, da meine letzte Saison nicht so gut verlief, aber umso mehr freue ich mich, dass ich es in dieser Saison etwas besser machen konnte und vor allem zum richtigen Zeitpunkt.

 

Gibt es eine Gegnerin in der Bundesliga, gegen die du gerne einmal spielen möchtest?

So genau kann ich das gar nicht sagen. Alle Spielerinnen sind eine Partie Wert, da man in der Bundesliga viel stärkere Gegnerinnen bekommt und die nötige Erfahrung sammeln kann, um besser zu werden.

 

Worauf freust du dich am meisten, wenn du an die nächste Saison denkst?

 

 

Natürlich auf die 1. Bundesliga und auf eine weitere Saison mit meiner tollen Mannschaft.

Interview mit Alessia Ciolacu (24.02.2020)

Alessia Ciolacu (15) ist eines unserer jungen Talente. Auch sie beantwortet einige Fragen.

 

Alessia, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Bundesliga. Du lebst in Bukarest. Wie bist du zum Schachverein Hemer gekommen?

Vielen Dank! Ich habe WGM Carmen Voicu-Jagodzinsky zum ersten Mal 2018 bei der Europäischen Mannschaftsschachmeisterschaft in Deutschland getroffen. Später sprach sie mit ihrem Ehemann, dem Leiter unserer Mannschaft, Andreas Jagodzinsky und meiner Trainerin WGM Luminita Cosma und wählte mich als Teil ihrer tollen Mannschaft aus. Ich war sehr glücklich.

 

Was sind deine größten Erfolge im Schach? Wie wichtig ist der Gewinn der 2. Bundesliga für dich?

Einige meiner größten Erfolge im Schach sind die Medaillengewinne bei Europameisterschaften. Für mich war es auch wichtig, 2200 ELO zu erreichen. Der Gewinn der 2. Bundesliga hat eine große Bedeutung, weil wir für die wichtigste Liga der Welt qualifiziert sind. Es wird eine einzigartige Erfahrung sein!

 

Du spielst für die Frauenmannschaft in Hemer. Kennst du auch Spieler der anderen Mannschaften oder bist du nur auf die Frauenmannschaft fokussiert?

Ich kenne Spieler aus anderen Mannschaften und hatte auch das Vergnügen, neben ihnen zu spielen, auch in der Männermannschaft. Es sind nicht nur talentierte Spieler, sondern auch nette Menschen, und ich bin froh, sie als Freunde zu haben.

 

Was sind die Unterschiede zwischen der rumänischen Mannschaftsmeisterschaft und der 2. Bundesliga?

Die rumänische Mannschaftsmeisterschaft und die Frauen-Bundesliga unterscheiden sich wirklich voneinander. In Rumänien gibt es nicht viele Frauenmannschaften, so dass wir nur eine einzige Meisterschaft haben, bei der der Meister ermittelt wird.

 

Sprichst du Deutsch? Wenn nicht, wie ist die Kommunikation mit deiner Mannschaft?

Ich spreche kein Deutsch, nur einige Worte aber habe die Absicht, mehr zu lernen; ich kommuniziere mit meiner Mannschaft hauptsächlich auf Englisch.

 

Was machst du, wenn du nicht gerade Schach spielst?

In der Zeit, in der ich keine Turniere spiele, trainiere ich im Schach. Auch die Schule ist für mich wichtig. In meiner Freizeit verbringe ich gerne Zeit mit meinen Freunden und höre Musik.

 

Was ist das Attraktivste, worauf du dich in der Bundesliga freust?

 

Die Bundesliga ist eine große Herausforderung für unser Team. Was mich am meisten freut, ist die Chance, gegen starke Gegner in der wichtigsten Liga der Welt unvergessliche Spiele zu spielen.


Interview mit Catriona Dartmann Aubanell (23.02.2020)

Heute sprechen wir mit Catriona Dartmann Aubanell (15), die seit 2018 für Hemers Frauenmannschaft spielt.

 

Catriona, wir gratulieren dir zum Bundesligaaufstieg. Wie kommt man aus Barcelona nach Hemer?

 

Vielen Dank erstmal. Ich werde wahrscheinlich in Aachen studieren und möchte auch dann mit meinem Hobby weitermachen. Also habe ich mich auf die Suche nach einem Verein in Deutschland gemacht. Ich hatte Carmen schon im Münsterland Open gesehen (da Frauen bei Schachturnieren jedem ins Auge springen). Außerdem wohnt meine Familie väterlicherseits in Menden und Halingen und so bin ich auf Hemer gestoßen. Seitdem spiele ich für Hemer!

 

Es war deine erste Saison in der 2. Bundesliga. Und sofort bist du aufgestiegen. Hast du damit gerechnet?

 

Nein. Ich war sehr froh, als wir letzte Saison in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind. Denn die Regionalliga, wo ich wohl kein Spiel gespielt habe, wo die gegnerische Mannschaft vollständig angetreten ist, war schon etwas merkwürdig. In dieser Saison haben bestimmt alle Spielerinnen daran geglaubt, dass wir in Zukunft aufsteigen können. Doch dass wir dies schon in diesem Jahr geschafft haben, ist natürlich spitze!

 

Wenn man nur zu den Spielen anreist, wie schafft man es, trotzdem den Kontakt zu den anderen Spielerinnen zu halten?

 

Es ist schwierig, doch speziell vor und nach den Spielen haben wir genug Zeit uns besser kennenzulernen. Außerdem sind alle im Verein sehr offen und freundlich, was sehr hilft. Und ich hatte schon fast alle Jugendspielerinnen unserer Mannschaft in Willingen kennengelernt, wo ich die ODEM gespielt habe.

 

Was sind deine nächsten Pläne für Turniere in Deutschland?

 

Nach Ostern werde ich auf jeden Fall in der NRW-Meisterschaft U16w spielen. Im Sommer werde ich eventuell mein Vorpraktikum für das Studium absolvieren und kann deshalb noch keine großen Pläne schmieden. Es ist jedoch möglich, dass ich noch das eine oder andere Turnier spiele.

 

Wie hat dir die Atmosphäre bei der Heimdoppelrunde im Dezember in Hemer gefallen?

 

Die Heimdoppelrund war mein erster Einsatz in der 2. Frauenbundesliga. Also war ich schon sehr froh und aufgeregt. Die Doppelrunde in Kiel war z.B. auch sehr gut organisiert, doch das Wochenende in Hemer mit den Zuschauern und der Partiekommentierung war etwas Besonderes.

 

Worauf freust du dich am meisten, wenn du an die nächste Saison denkst?

 

 

Es wird sehr schön sein, alle meine Mannschaftskameradinnen wieder zu sehen und mit ihnen hoffentlich die Klasse zu erhalten. Besonders freue ich mich auch auf die Endrunde in Berlin, um dort einige der besten Spieler der Welt zu sehen. Die besten Spielerinnen werde ich hoffentlich schon früher sehen!


Interview mit Linda Becker (22.02.2020)

Linda Becker ist die jüngste Spielerin der Frauenmannschaft. Die 13-jährige hat uns einige Fragen beantwortet.

 

Linda, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die 1. Bundesliga. Wie hast du das letzte Spielwochenende erlebt?

Ich fand das letzte Spielwochenende sehr schön. Die Atmosphäre in der Mannschaft war sehr gut und es war ein sehr erfolgreiches und trotzdem lustiges Wochenende.

 

Du hast noch nie zuvor in der 2. Bundesliga gespielt. Welche Erwartungen hattest du vor der Saison? Haben sich diese erfüllt?

Vor der Saison habe ich gehofft, viele Punkte zu holen und habe das auch geschafft. Für die Mannschaft habe ich gehofft, dass wir eine gute Platzierung erreichen, aber dass wir so souverän Erster werden hätte ich nicht gedacht.

 

In deiner Mannschaft gibt es auch Spielerinnen aus Rumänien und Spanien. Wie klappt es mit der Verständigung oder gibt es kleinere Grüppchen, die untereinander bleiben?

Das hat sehr gut geklappt. Es gab überhaupt keine Grüppchenbildung, innerhalb der Mannschaft haben wir hauptsächlich Englisch gesprochen.

 

Du wirst nächste Saison zu den jüngsten Spielerinnen in der Frauenbundesliga gehören. Wahrscheinlich wirst du nach ELO in jeder Partie Außenseiterin sein. Wie gehst du die Aufgabe an?

Ich sehe einfach von Spiel zu Spiel und versuche, immer weiter dazu zu lernen. Außerdem denke ich, dass meine Trainer Carmen und Andreas mich so vorbereiten, dass ich der ein oder anderen Gegnerin vielleicht ein Bein stellen kann.

 

Worauf freust du dich am meisten in der Bundesliga?

 

Ich freue mich vor allem darauf, die ganze Mannschaft wiederzusehen. Außerdem freue ich mich auf die neuen Erfahrungen und ganz besonders auf die Endrunde in Berlin.


Interview mit Luminita Cosma

 

(21.02.2020)

 

Luminita Cosma ist Großmeisterin und hat für Rumänien an den letzten 12 Schacholympiaden teilgenommen. In diesem Jahr wird sie in Moskau ihre 13. Olympiateilnahme feiern.

Für Hemer ist sie seit einigen Jahren gemeldet. Seit 2018/19 hat sie jedes Spiel in der Frauenmannschaft bestritten.

 

 

Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die 1. Bundesliga. Du bist eine starke Großmeisterin, regelmäßige Nationalspielerin und ehemalige Jugendweltmeisterin. Wie kommt es, dass du für Hemer spielst?

 

Danke, aber das war ein Sieg der ganzen Mannschaft. Carmen Voicu-Jagodzinsky und ich sind seit langem befreundet. Über sie habe ich ihren Mann Andreas und andere Vereinsmitglieder kennengelernt. Als ich erfahren habe, dass sie eine Frauenmannschaft aufbauen wollten, habe ich gerne geholfen.

 

Was gefällt dir an der Stadt Hemer? Oder hattest du bislang keine Gelegenheit, die Stadt kennenzulernen?

 

Mir gefällt vor allem, dass Hemer eine ruhige Stadt mit netten Leuten ist. Das gilt vor allem im Vergleich zu meiner Heimatstadt Bukarest, wo alles überfüllt und laut ist. Hemer und die ganze Umgebung ist schön.

 

Die Mannschaft ist sehr jung. Wie schätzt du das Leistungsvermögen der Mädchen ein?

 

Ich beobachte eine stetige Verbesserung. Die Arbeit von Carmen und Andreas ist entscheidend für diese Entwicklung. Damit meine ich nicht nur die Mädchen, sondern auch die Jungen im Verein. Natürlich ist die 1. Bundesliga eine große Herausforderung. Sie ist die stärkste Liga der Welt. Die Mädchen müssen sich weiter verbessern, um dieser Herausforderung standzuhalten. Ich bin zuversichtlich, dass sie mithalten können werden.

 

Hast du bereits in der 1. Frauenbundesliga gespielt?

Ja, ich habe einige Jahre für die Mannschaft von Großlehna zusammen mit Carmen gespielt, bis die Mannschaft sich aufgelöst hat.

 

Was erwartest du für die nächste Saison?

Ich hoffe, dass wir die Klasse halten können.

 

Wie hat dir die Atmosphäre beim Heimspielwochenende im Dezember im Gymnasium gefallen?

Das hat mir sehr gefallen. Ich habe schon für verschiedene Mannschaften in ganz Europa gespielt. Aber noch nie habe ich eine so professionelle Organisation und Berichterstattung erlebt wie hier. Die Partien wurden live übertragen, es gab eine Kommentierung, und so viele Vereinsmitglieder haben bei der Organisation geholfen.

 

 


Die Farbe der Sieger!

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky, 19.02.2020)

 

Zu Beginn der Saison in der 2. Bundesliga stand schnell fest, dass wir Trikots benötigen.

Wir hatten vor zwei Jahren vor der Deutschen Vereinsmannschaftsmeisterschaft U16 Pullover bestellt. In meiner mittlerweile über 30-jährigen Vereinszugehörigkeit war es das einzige Mal.

 

Natürlich hatten wir auch im Hinterkopf, dass vielleicht ein Sponsor zu gewinnen sei, der sich auf diesen Trikots verewigen wollte. Aber die Zeit verging, die Heimspielrunde kam näher, und so langsam mussten wir handeln.

 

Der Unterschied zwischen einer Frauenmannschaft und einer Jungenmannschaft wird in kaum einem Punkt so deutlich wie bei der Wahl einer Trikotfarbe.

Die Emails auf meine Frage nach der Wunschfarbe kamen schnell und zahlreich. Hätte ich alles berücksichtigt, wären wir vermutlich als die „Hemeraner Papageien“ aufgestiegen. Aber am Ende entschied die Mehrheit.

Carmen Voicu-Jagodzinsky hatte den Vorschlag gemacht, der sich am Ende knapp durchsetzte.

Sie plädierte nachhaltig für das blau, mit dem sie als Trainerin und die beiden damaligen U12-Spielerinnen Luisa Bashylina und Svenja Butenandt 2018 im thüringischen Bad Blankenburg Europameisterinnen bei der erstmals ausgetragenen U12-Mannschaftseuropameisterschaft geworden waren.

 

Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler hatte damals für die Jungen weiße Trikots und für die Mädchen blaue vorgeschlagen. Seitdem werden sie vom DSB im Nachwuchsbereich eingesetzt.

Und seit Dezember 2019 tritt auch die Frauenmannschaft des SV Hemer in diesen Farben an. Linda Beckers Vater Alex hatte den Kontakt zu Print & Teamwear Respondek in Plettenberg hergestellt und seit dem Heimspiel spielen wir in blau.

 

 

Die Farbe der Sieger. Habe ich dir doch gleich gesagt“, erklärte Carmen nach dem Aufstieg.


Interview mit Lisa-Marie Möller

 

Lisa Marie Möller ist als Gastspielerin seit Saisonbeginn beim SV Hemer aktiv.

 

Nach einer Auftaktniederlage in Mülheim aus klar besserer Stellung heraus gewann sie die übrigen drei Partien.

Über den Saisonverlauf und ihre Erwartungen an die kommende Saison sprachen wir mit ihr.

 

Lisa-Marie, du bist Gastspielerin für den SV Hemer. Warum dort und nicht in einem anderen Verein?

Da ich Carmen und Andreas Jagodzinsky schon seit einigen Jahren kenne und auch von beiden trainiert wurde (sowohl Kadertraining, als auch privat), war es für mich immer eine Option, mal für den Verein zu spielen. Außerdem wollte ich gerne in einer jungen Mannschaft spielen, die noch viel Potenzial hat.

 

Du hast bereits früher in deinem Stammverein SK Blauer Springer Paderborn in der zweiten Frauenbundesliga gespielt? Kannst du uns Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zwischen den Mannschaften beschreiben?

Eine Gemeinsamkeit ist definitiv der hohe Anteil an Jugendspielern! Das hat mir schon in meiner Paderborner Mannschaft gut gefallen. Außerdem ist die Stimmung in beiden Mannschaften immer sehr locker, sodass man gerne mit seinen Teamkollegen Zeit verbringt.

Was die Mannschaft aus Hemer auf jeden Fall von der aus Paderborn unterscheidet, ist die höhere Spielstärke. Durch unsere rumänischen Teamkameraden ist die Mannschaft einfach ziemlich stark. Diese Spielstärke hatten wir in der Mannschaft meines Stammvereines nicht, weshalb wir auch nie wirklich um den Aufstieg in die 1. Bundesliga spielen konnten.

 

Du hast in dieser Saison alle Partien mit Schwarz bestritten. War das geplant? Bist du besonders gut mit Schwarz?

Nein, das war nicht geplant und ich spiele eigentlich auch viel lieber mit Weiß! Es hat sich aber einfach so ergeben (auch da ich einmal spontan einspringen musste, weil jemand krank geworden war) und im Endeffekt konnte ich ja trotzdem einen ganz guten Score erzielen.

 

Wie bereitest du dich auf die erste Saison in der Bundesliga vor? Was ist dein Ziel für dich selbst, aber auch für die Mannschaft?

Ich werde einfach weiterhin trainieren und versuchen, mich zu verbessern, um die Mannschaft in der nächsten Saison effektiv unterstützen zu können. Ziel für mich selbst ist es, in den Partien mein Bestes zu geben und so viele Punkte zu erzielen, wie eben möglich. Für die Mannschaft hoffe ich natürlich, dass wir es schaffen, die Klasse zu halten.

 

Was machst du, wenn du nicht Schach spielst?

Neben Schach treibe ich sehr gerne anderen Sport. Daher gehe ich regelmäßig Reiten und ins Fitnessstudio. Da ich derzeit aber mitten in den Abiturvorbereitungen stecke, habe ich gerade eher wenig Zeit für meine Hobbys.


Interview mit Kathrin Sewald

(vom 18.02.2020)

 

Anlässlich des Aufstiegs in die 1. Bundesliga wollen wir einige Spielerinnen in den nächsten Tagen näher vorstellen und die Saison Revue passieren lassen.

Den Auftakt macht Kathrin Sewald (19), die mit ihrem Sieg den entscheidenden Punkt zum Aufstieg holte und zugleich den Grundstein für den Mannschaftssige gegen Lübeck legte.

 

Kathrin, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg. Wie bewertest du die Leistung der Mannschaft?

 

Wir haben jede Partie souverän gewonnen, das schlechteste Ergebnis war 4,5 zu 1,5. Besser kann es nicht laufen!

 

Wie hat es dir in der Mannschaft gefallen? Wie beurteilst du die Atmosphäre?

 

Da in der Mannschaft viele andere starke Jugendspielerinnen aus NRW spielen, kannte ich die meisten meiner Mitspielerinnen bereits und dadurch war die Atmosphäre natürlich super.
 

Was machst du, wenn du nicht Schach spielst?

 

Ich studiere dual Maschinenbau bei Ford, wo ich zur Zeit meinen ersten Betriebseinsatz habe. In meiner Freizeit betreibe ich Kampfsport (beim Schach hilft es enorm auch körperlich fit zu sein) und lese gerne.
 

Hast du schonmal Bundesliga gespielt?
 

Nein, aber ich freue mich schon sehr darauf.
 

Was ist dein Ziel für die kommende Saison?
 

Natürlich in der ersten Frauenbundesliga mein Bestes zu geben, diese Saison hatte ich meist deutlich schwächere Gegnerinnen und erhoffe mir als Publikumsspielerin dort spannende Kämpfe auf Augenhöhe.


Hemer steigt in die Frauenbundesliga auf!

 

Liveticker zum letzten Spiel gegen Lübeck am 16.02.2020

 

13:03 Uhr

Luminita spielt Remis. Damit gewinnen wir mit 5-1 und steigen ohne Punktverlust in die Bundesliga auf.

Wir verabschieden uns für heute und bedanken uns bei allen Lesern!

 

12:54 Uhr

Lisa-Marie behält - vielleicht letztmalig - die Oberhand gegen ihre talentierte und junge Gegnerin. 4,5-0,5 für Hemer. Die Art und Weise, wie sich die Spielerinnen um Carmen Voicu-Jagodzinsky heute präsentiert haben, war erstligareif.

 

12:50 Uhr

Interessant bleibt Luminitas Partie. Die Gegnerin hat eine Qualität weniger, dafür einen weit vorgerückten Freibauern. Mit ihrem letzten Zug deutet Luminita aber an, dass auch auf diesem Niveau die Kenntnis, wie man mit zwei Türmen mattsetzt, wichtig sind. Die zweite Reihe hat sie unter Kontrolle. Jetzt droht sie matt auf der ersten Reihe. Mal sehen, wie es hier weitergeht. Und vor allem wie lange?

 

12:35 Uhr

Lisa-Marie hat die Zeitnot überstanden und eine gesunde Mehrfigur. Da wird nichts mehr anbrennen. Im letzten Spiel macht Hemer seinen besten Saisonkampf und zeigt, dass wir zurecht oben stehen.

 

12:33 Uhr

Alessias Gegnerin bemerkt bei zwei Sekunden Restbedenkzeit, dass sie ziehen muss, aber schafft es nicht mehr. Die Stellung war aber schon gut für unsere Spielerin. 3,5-0,5. Luminita steht komisch. Sollte sich in ihrer Partie eine Sensation anbahnen?

 

12:25 Uhr

Catriona macht Remis. Sie hatte eine Qualität eingestellt, aber stand trotzdem gut. Wenn man das etwas energischer gespielt hätte, wäre das möglicherweise ein feiner Angriffssieg geworden, bei dem man sich im Nachgang für das schöne positionelle Qualitätsopfer hätte loben lassen. CAtriona bleibt damit ungeschlagen.

2,5-0,5 für uns. Hoch verlieren wir das nicht mehr.

 

12:21 Uhr

Carmen erhöht auf 2-0.

 

11:59 Uhr

Gerade noch gelobt, setzt Carmen nun dazu an, die Entscheidung zu suchen. Die Gegnerin befindet sich in Zeitnot und muss ständig taktische Drohungen parieren.

Catriona steht hingegen problematisch.

 

11:54 Uhr

Am fleißigsten gratuliert Dominik, der von hier gegrüßt sei!

 

11:53 Uhr

Die ersten Glückwünsche gehen ein. DSB-Präsident Ullrich Krause, der als Lübecker natürlich auf einen anderen Ausgang gehofft hatte, war der erste.

Aber auch aus dem eigenen Verein kommen die Rückmeldungen. Detlev Zuleger betont den überragenden Anteil von Carmen daran!

 

11:47 Uhr

Carmen verfügt jetzt neben dem bereits reichlich vorhandenen Raumvorteil auch über einen veritablen Zeitvorsprung.

Keine Stellung gibt Anlass zur Besorgnis.

 

11:43 Uhr

 

Und hier das Beweisbild:

 

 

11:24 Uhr: Das ist der Bundesligaaufstieg!

Kathrin Sewald gewinnt mit einem schönen Damenopfer, bringt Hemer 1-0 in Führung und sorgt für einen uneinholbaren Vorsprung in der Tabelle.

Hemer steigt damit erstmals in der Vereinsgeschichte in die 1. Bundesliga, die als beste erste Liga der Welt gilt, auf!

 

Wir tickern natürlich trotzdem weiter.

 

 

11:18 Uhr

Nachdem ich mit Linda ihre Partie von gestern analysiert habe, jetzt wieder zurück zu den laufenden Partien.

Alessia Ciolacu übernimmt mehr und mehr die Initiative an ihrem Brett. Hier entwickelt sich die Partie jetzt langsam immer deutlicher zu unseren Gunsten.

Alessia reist zwar zu den Spielen aus Bukarest an. Aber sie ist mittlerweile bestens in den Verein integriert, war sich auch nicht zu schade für den Spaß vor 14 Tagen, mit Timo Leonard, Alex Poggemann, Linda Becker und Miriam Marinescu die U16-Verbandsmannschaftsmeisterschaften zu spielen. Wenn sie zu den Spieltagen kommt, nimmt sie am Jugendtraining teil und trainiert gelegentlich mit anderen unserer Jugendspieler online.

 

10:54 Uhr

Lisa-Marie Möller und Kathrin Sewald spielen mit Gastpielergenehmigung für den SV Hemer. Damit soll Spielerinnen, die im eigenen Verein nicht genügend Frauen haben, die Möglichkeit eingeräumt werden, für einen anderen Verein im Frauenbereich zu spielen, ohne sie zum kompletten Vereinswechsel zu zwingen. Beide haben jedoch auch in der Vergangenheit schon mit Carmen trainiert, so dass auch hier ein klarer Bezug zum SV Hemer besteht. Interessanterweise ging bei beiden das Debüt für den SVH daneben. Sie verzeichnen die bislang einzigen Niederlagen unserer Mannschaft in dieser Saison.

 

10:39 Uhr

Und jetzt mal wieder zum Geschehen auf den Brettern.

Kathrin hat den g-Bauern nach vorne geworfen. Zwar haben beide Seiten kurz rochiert, aber Kathrin scheint den Eindruck zu haben, dass jetzt der Moment für einen taktischen Schlagabtausch gekommen ist. Wir hatten ja gestern bereits einen Hinweis aufs Boxen im Text. Bei Kathrin gewinnt man in ihren Partien den Eindruck, dass sie vielleicht nicht über die größte Technik verfügt, aber dafür ohne Angst den direkten Schlagabtausch sucht. Treffen, getroffen werden und dann den KO suchen. Für mich bereits jetzt die Publikumsspielerin des Wochenendes!

Carmen geht das hingegen eher strategisch an und setzt auf ihren Raumvorteil. Das erinnert mehr an Maske oder Klitschko: man nutzt die Reichweitenvorteile aus, stellt sich den Gegner zurecht und schlägt, ohne selbst getroffen zu werden. Wollen wir hoffen, dass es heute für beide Spielerinnen funktioniert.

 

10:30 Uhr

Wir sprachen vorhin über die unterschiedlichen Konzepte in der ersten und zweiten Frauenbundesliga. Lübeck macht das ganz ähnlich wie wir. Vorne sitzen zwei spielstarke erfahrene Akteure. Dahinter folgen Spieler aus dem Nachwuchs.

Ganz interessant übrigens die Personalie an Brett fünf: Lübecks Katerina Bräutigam (Jahrgang 2008) ist Kaderspielerin des Deutschen Schachbundes und für die Mannschaftseuropameisterschaft U12w im Sommer gesetzt. Sie nahm 2019 in Berlin an einer Lehrgangsmaßnahme des DSB teil und wurde dort von Carmen trainiert, die 2018 die U12w-Nationalmannschaft beim EM-Sieg gecoacht hat. Und Carmen spielt heute gegen Irina Bräutigam, die Mutter von Katerina.

Wie klein die Welt doch ist.

 

10:25 Uhr

Wir hatten bereits berichtet, dass Alessias Gegnerin ihren Springer nach f5 gebracht hat und versucht, am Königsflügel zu spielen. Alessia weiß natürlich, dass man auf einen Flügelangriff laut Lehrbüchern mit einem Gegenschlag im Zentrum reagieren soll und hat somit folgerichtig ...d6-d5 durchgesetzt.

 

10:21 Uhr

Linda und Alex Becker sind auch gerade eingetroffen. Nachdem Linda ihre Aufgabe in dieser Saison bravourös erfüllt hat, hatte sie sich den zusätzlichen Schlaf verdient.

 

10:01 Uhr

Eine Stunde ist gespielt

Zeit für einen Rundblick über die Bretter:

An Brett eins hätte Luminita Cosma wohl bereits die Entscheidung herbeiführen können, weil eine Zugwiederholung im Bereich des Möglichen lag. Aber die Stellung bietet keinen Grund, ein schnelles Remis zu machen. Wir wollen hier ernsthaft spielen und nicht um einen halben Punkt betteln.

An Brett zwei verfügt Carmen über enormen Raumvorteil. Aber das ist Teil des schwarzen Konzepts, um darauf zu warten, ob Weiß eventuell einen Konter übersieht.

Alessia hat an Brett drei eine typische Spanischstellung. Weiß hat seinen Springer nach f5 manövriert. Solange die anderen Figuren aber nicht zur Hilfe eilen, ist das nicht besorgniserregend.

Kathrin hat ebenfalls normale Italienischstellung. Nach dem Abtausch der d-Bauern ist die d-Linie geöffnet und die Zentrumsspannung aufgelöst.

Bei Lisa-Marie gefällt mir die Stellung ganz gut für unsere Spielerin, die den weißen Anzugsvorteil neutralisiert haben dürfte.

Und Catriona steht ebenfalls angenehm, ohne dass ich einen objektiven Vorteil unserer Spielerin reklamieren wollte.

 

09:50 Uhr

Es gibt in erster und zweiter Bundesliga ganz unterschiedliche Modelle. Einige Vereine setzen auf den eigenen Nachwuchs.Damit kann man aber in der Regel im besten Fall vielleicht einmal die erste Liga erreichen. Das ist schade, weil dort viel Engagement in die Ausbildung der Spielerinnen gesteckt wird.

 

Andere Vereine geben fünfstellige Beträge für Spielerhonorare aus und spielen teilweise ohne eine einzige Spielerin, die in einem Umkreis von 1.000 km das Schachspiel erlernt hat. Verliert der Mäzen das Interesse, ist die Mannschaft am Ende. Die Vereinsmitglieder haben ohnehin kein Interesse an diesem "Projekt", wie es ein berühmter ehemaliger Fußballbundetrainer und Bundesligatrainer wohl bezeichnen würde. Am Ende verbleibt nur verbrannte Erde.

Dazwischen gibt es natürlich auch Mischformen mit echten Sponsoren und nachhaltiger Arbeit für den Gesamtverein.

 

Bei uns entwickelte sich der Gedanke, eine Frauenmannschaft aufzubauen, als Carmen immer mehr interessierte Schülerinnen des Woeste-Gymnasiums in ihre AG bekam. Von Beginn an galt die Maßgabe, dass mindestens 50% der Spielerinnen heimische Nachwuchskräfte sein müssen.

Diese Quote konnten wir - mit der Ausnahme des vorentscheidenden Regionalligaspiels letzte Saison in Porz - auch einhalten.

Am "heimischsten" ist sicher Valerija Naumenko. Die 17-jährige erlernte bei Carmen die Schachregeln, wurde rasch besser und qualifizierte sich 2018 als NRW-Vizemeisterin für die Deutschen Jugendmeisterschaften U16w.

Sie kam in dieser Saison zu vier Einsätzen, die sie alle gewinnen konnte.

 

 

09:35 Uhr

Über unsere jüngste Spielerin Linda Becker hatten wir bereits berichtet.

Aber auch der Großteil der anderen Spielerinnen ist - z.T. deutlich - jünger als 20. Catriona Dartmann Aubanell und Alessia Ciolacu sind 15. Beide verfügen bereits über internationale Erfahrung. 2018 nahm Catriona an den Europameisterschaften U14 in Riga teil. Noch erfahrener ist Alessia, die jedes Jahr an Jugend-EM oder Jugend-WM teilnimmt und fester Bestandteil der rumänischen U18-Mädchennationalmannschaft ist, mit der sie 2018 Vizeeuropameisterin in Bad Blankenburg wurde. Dort fiel sie auch Carmen Voicu-Jagodzinsky auf, die dort mit der deutschen U12-Mädchenmannschaft Europameisterin wurde.

Catriona kam in bislang drei Einsätzen in der zweiten Bundesliga zu drei Punkteteilungen.

Alessia steht aktuell bei 4,5/5. Gestern war sie es, die frühzeitig eine klar vorteilhafte Stellung hatte und in einer Phase, in der der Kampf Anlass zur Sorge gab, mit ihrem Sieg für Ruhe sorgte.

Über Alessias Bundesligatauglichkeit müssen wir uns keine Sorgen machen.

 

09:19 Uhr

Um es für diejenigen, die nicht ganz so tief in den Feinheiten des Schachsports stecken, etwas anschaulicher zu machen, hier ein wenig zu den Wahrscheinlichkeiten, dass Hemer heute nicht aufsteigt. Die Hemeraner Spielerinnen weisen in der Weltranglistenwertung ELO an jedem Brett deutlich mehr Punkte auf als ihre Gegnerinnen. Das bedeutet natürlich nicht, dass nicht jede einzelne Lübecker Spielerin ihre Chancen hat, die Partie trotzdem zu gewinnen.

Aber Lübeck muss jede einzelne Partie gewinnen.