1992: Marc Störing Einzelbrettsieger für Charleville

(ein Bericht von Marc Störing, Detlev Zuleger und Reiner Klüting, 15. 8. 2022)

 

Zum 60jährigen Jubiläum des SV Hemer hatten Dr. Friedhelm Groth und Klaus Schreiber eine umfangreichere Festschrift mit einer detaillierteren Chronik des Vereins erstellt. Höhepunkte des Jubiläums 1992 waren die Ausrichtung der Schach-Südwestfalenmeisterschaften der Damen und Herren vom 6. 4. – 11. 4. im Hotel Meise, Sundwig, ein Simultanturnier mit Otto Borik am 18. 6. und natürlich das 10-Städte-Turnier am 5./6. 9. 1992 in der Festhalle Becke.

 

Da der letzte Titelgewinn für Hemer schon 16 Jahre und auch der letzte Treppchenplatz schon 11 Jahre zurücklag, hatten wir bereits im Vorfeld einen vermeintlich starken Kader mit etwas „strengeren“ DWZ-Kriterien gebildet. Ein Opfer dieser Auslese war Nachwuchstalent Marc Störing, der in den Jahren zuvor als Stammspieler für den SV Hemer im 10-Städte-Turnier durchweg überzeugt hatte, nun aber unserem Neuzugang Georg Bianga (hatte mit 1900 eine höhere DWZ) weichen musste. Aufgrund eines fehlenden Spielers konnte Marc aber für Charleville „auflaufen“.

Unsere Mannschaft hatte – soweit wir uns richtig erinnern – folgende Aufstellung:

1. Wilfried Sirringhaus

2. Malte Stopsack

3. Roland Zitzewitz

4. Reiner Klüting

5. Herbert Cloosters

6. Sascha Pfleger

7. Hermann Carnein

8. Dr. Andreas Reinhardt

9. Horst Schulte-Bräucker

10. Georg Bianga

11. Detlev Zuleger

Diese als stark eingeschätzte Mannschaft verlor gegen Herne, Veldhoven und St. Dizier. Hemer konnte lediglich mit einem knappen Sieg gegen die damalige Topmannschaft Nieuwendam, die von 1988 – 1990 dreimal hintereinander das Städteturnier gewonnen hatte, sein Potential abrufen. Unsere Team belegte in der Endtabelle einen enttäuschenden 4. Platz und verfehlte in der Brettpunktwertung knapp den Treppchenplatz. „Verantwortlich“ hierfür war nicht zuletzt Marc Störing, der für Charleville in einer überzeugenden Partie (geschlossener Sizilianer) Georg Bianga schlug.

Marc holte 7-2 Punkte für Charleville (Tabellenletzter) und sicherte sich den Brettpreis am 8. Brett. Als Anerkennung für diese grandiose Leistung schenkte ihm der Kapitän von Charleville eine schöne Kappe.

Das Turnier gewann Herne vor Tilburg und Nieuwendam.

Die Endtabelle:

1. Herne 16 – 2

2. Tilburg 14 – 4

3. Nieuwendam 12 – 6

4. Hemer 12 – 6

5. Eupen 11 – 7

6. St. Dizier 11 – 7

7. Raeren 7 – 11

8. Veldhoven 5 – 13

9. Sedan 2- 16

10. Charleville 0 – 18

 

Für die außerschachlichlichen Aktivitäten hatten die Organisatoren neben dem Galaball mit Tanz und Musik am Samstagabend eine Tombola organisiert, die zahlreiche Sach- und Geldspenden von heimischen Firmen und Vereinsmitgliedern enthielt. Unter den Hauptpreisen befanden sich ein Stereo-Cassettenradio (damals ein technisches Highlight!), eine Espressomaschine und ein riesengroßer Frühstückkorb. Allen Spielern (das Frauenschach im Amateur-/Breitensportbereich hatte sich damals leider noch recht wenig organisiert und etabliert) , „Spielerfrauen“ , Zuschauerinnen und Zuschauern sind das Galadinner am Samstagabend, das professionell gezapfte Bier und natürlich die gesellige Stimmung (tolle Musikauswahl und beeindruckende Tanzeinlagen) bestens in Erinnerung geblieben. Dies gilt insbesondere für Hermann Carnein: Hermann und seine schwangere Lebensgefährtin Birgit führten während des Galadinners einen intensiven und humorvollen Gedankenaustausch mit dem Schachfreund Olivier aus Sedan. Dieser Austausch mündete in die Namensgebung für seinen 2 Monate später geborenen Sohn: Oliver.

 

In der Fotodatei ist ein Artikel über unser großes damaliges Nachwuchstalent Malte Stopsack sowie das Grußwort unseres Ehrenvorsitzenden Hugo Walendzik aus der Festschrift zum 60jährigen Vereinsjubiläum nachlesbar. Dem Tenor der Worte von Hugo können sich die Verfasser dieses Berichtes nur anschließen. In unserer digitalisierten Welt sind gedruckte Festschriften selten geworden. Für manchen Vereinsfunktionär der Gegenwart haben sie einen geringeren Stellenwert. Dem widersprechen wir entschieden und schließen uns einer Grundaussage des Sozialisten Jean Jaurès an, die dieser 1910 im französischen Parlament gegenüber konservativen Abgeordneten geäußert hat: Die richtige Art, Tradition und Vergangenheit zu betrachten, sei es, „das Werk der lebendigen Kräfte, die in der Vergangenheit gewirkt haben, in die Zukunft weiterzuführen“. (vgl. https://wienerzeitung.at/nachrichten/reflexionen/geschichten/897102-Irrwege-einer-Metapher.html ) Die ausschließliche Fixierung auf den Zeitgeist der Gegenwart ohne Vergangenheitsbezug führt unseres Erachtens zur Erstarrung und Anbetung kurzfristiger Erfolge als flüchtige Ascheprodukte. Gerade Festschriften können dieses „Werk der lebendigen Kräfte“ fortführen und eröffnen einen gewinnbringenden Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Vorbildlich in dieser Hinsicht ist für uns Berichterstatter die Öffentlichkeitsarbeit des Uedemer Schachclubs 1948 e. V., die neben Festschriften für jede abgeschlossene Saison eine gedruckte Jahreschronik anbietet, die auch von den jugendlichen Mitgliedern dieses Vereins mit Begeisterung gelesen wird.